Öko-Kaffee für die Masse

Greenpeace-Verlag steigt mit „future product“ ins Genussmittelgeschäft ein  ■ Von Heike Dierbach

„Der Kaffee muss schmecken“, betont Peter Schmitz. Die hohe Produktqualität sei das Hauptkriterium für das Logo „future product“, die neue Dachmarke des Green-peace Umweltschutzverlages, so der Geschäftsführer. Mit dem Bio-Kaffee „Green Change“ der Firma Hubert Tempelmann steigt die Umweltorganisation erstmalig als Lizenzgeber in der Branche Lebens- und Genussmittel ein.

Ziel ist es, „ökologisch- und sozialverträgliche Produkte aus ihrem Nischendasein herauszuführen und massenfähig zu machen“, sagt Schmitz. Deshalb kostet „Green Change“ auch nur 9,98 Mark pro Pfund (unverbindliche Preisempfehlung) und ist nicht im Bio- oder Dritte-Welt-Laden, sondern bei Budnikowsky und in den Supermärkten der Metrogruppe Kaufhof, Real erhältlich. Über die C&C-Märkte sollen auch Großverbraucher wie Gastwirte erreicht werden.

Eine Konkurrenz zu bestehenden Projekten mit „fair gehandeltem“ oder biologischem Kaffee ist nicht beabsichtigt, „lässt sich aber nicht ausschließen“, räumt Schmitz ein. Der günstigere Preis von „Green Change“ werde unter anderem möglich durch eine schlanke Unternehmensstruktur der Firma Tempelmann, so Verkaufsleiter Werner Vahstall. Verdienen können Firma und Einzelhandel bei dem Preis immer noch – „und wir haben auch nichts dagegen, dass Menschen Geld verdienen“, so Schmitz.

„Green Change“ wird nach den Kriterien des TransFair-Siegels gehandelt. Die Produzenten – zwei Kooperativen in dem mexikanischen Bundesstaaten Chiapas und Oaxaca – erhalten derzeit 1,41 Dollar pro englischem Pfund Rohkaffee – rund 20 Prozent mehr als den Weltmarktpreis. Eine Kleinbauernfamilie kommt so auf ein Jahreseinkommen von rund 1000 Dollar.

Die Hamburger Direktimport-Initiative „el rojito“, die ebenfalls höhere Preise zahlt, nimmt das Wort „fair“ genauer und verzichtet daher bewusst auf diese Bezeichnung auf der Packung: Denn „ein Kaffee mit gerechten Löhnen für die ProduzentInnen würde aus diesem alltäglichen Getränk ein Luxusgetränk machen.“

Kaffee ist noch vor Bier das Volksgetränk Nummer eins der Deutschen. 160 Liter oder 6,7 Kilogramm verbraucht JedeR im Jahr. Auf dem Röstkaffeemarkt tobt ein heftiger Preiskampf, weiß Vahstall. 80 Prozent der Ware werden über verbilligte Aktionspreise abgesetzt.

Die Firma Tempelmann hofft, mit „Green Change“ vom Bekanntheitsgrad von Greenpeace zu profitieren, der bundesweit bei 91 Prozent liegt. Vor allem jüngere KonsumentInnen soll das Label anziehen. Die Lizenzeinnahmen aus „future-products“ will der Greenpeace Umweltschutz Verlag in die Entwicklung neuer Produkte investieren. Geplant sind unter anderem technische Future-Produkte. Diese müssen eine überdurchschnittliche Lebensdauer, Reparaturfreundlichkeit, Wiederverwertbarkeit der Materialien und einen geringen Energieverbrauch aufweisen – und das alles zu einem, so Schmitz, „vernünftigen Preis“.