: Einheitszwangbei NRW-TV
DÜSSELDORF taz ■ „Fernsehen wird gemacht, damit die Produzenten reich werden!“ – Diese Maxime der privaten Ballungsraumfernsehmacher will nun auch „Deutschlands Medienland Nummer 1“ (Eigenwerbung), Nordrhein-Westfalen, anpeilen. Am Dienstagabend einigten sich die zwei noch im Rennen um landesweites Privat-TV verbliebenen Anbieter auf einen Zusammenschluss der beiden Sender „nrw1“ und „tv.nrw“. So kann die zuständige Landesanstalt für Rundfunk NRW heute Nachmittag dem zwanghaft vereinten NRW-Gemeinschafts-TV nach der Satelittenlizenz jetzt auch den für Werbeeinnahmen lebensnotwendigen Platz im NRW-Kabelnetz zuschlagen.
Unter dem drohenden Druck der Medienwächter, heute eine Auswahlentscheidung zwischen den beiden Programmen zu treffen, wenn diese sich nicht vorher einigten, siegte der Kaufmannsverstand: Bei einer Auswahl wäre der Unterlegene ohnehin zum Richter gerannt, mit aufschiebender Wirkung. Folge: Alles wäre blockiert worden, keiner hätte senden können. Der angepeilte Kabel-Sendestart Anfang 2001 wäre ebenso gefährdet wie die Werbeeinnahmen.
Das letzte Wort haben jetzt die Gesellschafter, sprich: die auch im NRW-Lokalradio-Geschäft tätigen Zeitungsverleger. Gestern stritten sie noch um den künftigen Namen des Senders und die Organisation des Werbezeitenverkaufs. Besitzer von „tv.nrw“‘ sind zu je 40 Prozent DuMont Schauberg, (Kölner Stadtanzeiger, Kölnische Rundschau, Express), und der TV-Produzent Theodor Baltz; 20 Prozent gehören der Essener WAZ-Mediengruppe. „nrw1“-Gesellschafter sind je zur Hälfte eine Gruppe um den Dortmunder Baulöwen Heitkamp, Studio Dortmund und die Dortmunder Stadtwerke AG sowie ein Zusammenschluss aus der deutschen Fernsehnachrichtenagentur DFA, der Rheinischen Post und der Kirch-Gruppe. Wenn WAZ-Verlagschef Erich Schumann und die verlegerfamiliengeführten Medienhäuser in Düsseldorf und Köln nicht in allerletzter Sekunde ihr Veto einlegen, weist die LfR am 20. Juni dem ersten privaten, landesweit verbreiteten Regionalfernsehen in NRW den bereits reservierten Platz in den 155 NRW-Kabelnetzen zu. MP
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen