piwik no script img

Junta wird verfolgt

Proteste hatten Erfolg: Nürnberger Staatsanwälte ermitteln nun doch gegen argentinische Militärs

NÜRNBERG taz ■ Entgegen ihrer Ankündigung setzt die Nürnberger Staatsanwaltschaft nun doch ihre Ermittlungen im Fall von vier verschwundenen Opfern der argentinischen Militärjunta fort. Bisher hatte es geheißen, die Verfahren würden eingestellt.

Leonore Marx, Alicia Oppenheimer, Juan Miguel Thanhauser und Walter Claudio Rosenfeld waren zwischen 1976 und 1983 von den Schergen der argentinischen Junta verhaftet und verschleppt worden – wie etwa 30.000 andere Menschen auch. Die zwei Frauen und zwei Männer sind Kinder deutsch-jüdischer Familien, die in der Zeit des Nationalsozialismus aus Deutschland ausgebürgert wurden und nach Südamerika flohen.

Die Nürnberger Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen vom Bundesgerichtshof übertragen bekommen und wollte die Fälle der Verschleppten – ohne die Ermittlungen inhaltlich jemals aufgenommen zu haben – eigentlich wieder loswerden.

Zur Begründung hieß es in Nürnberg bisher: Die vier Opfer seien keine deutschen Staatsbürger und damit auch kein Fall für die deutsche Justiz, weil die Eltern und ihre Kinder keine entsprechenden Anträge auf Wiedereinbürgerung gestellt hätten. Dass die vier Betroffenen dies gar nicht konnten, weil sie in den Kerkern der Junta saßen, störte die Nürnberger Staatsanwaltschaft zunächst nicht.

Nach internationalen Protesten unter anderem des argentinischen Friedensnobelpreisträgers Adolfo Perez Esquivel und von amnesty international hat in der Nürnberger Justizbehörde jetzt jedoch ein Umdenken stattgefunden.

Man will sich nun auf jeden Fall auf die Spur der Verschwundenen setzen und die Strafanzeigen gegen zum Teil namentlich bekannte Mitglieder der früheren argentinischen Militärregierung sowie des Sicherheitsapparates verfolgen.

Die Frage der Staatsbürgerschaft der vier Opfer sei zwar, so die Nürnberger Justiz, eine „schwierige Rechtsfrage“, deren endgültige Entscheidung „unter Umständen von einem Gericht getroffen werden“ müsse, aber man beginne trotzdem mit den Ermittlungen. BSI

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen