: Was sind eigentlich Hormone?
Hormone sind so etwas wie der reitende Lagebericht des Organismus. Sie passen den Organismus praktisch in Sekundenschnelle auf die verschiedensten Außensituationen an, wobei der Übersichtlichkeit halber jedes Hormon nur für eine einzige „Grundstimmung“ verantwortlich ist. Ausgeschüttet werden die Hormone aus ihren Lagern, den „Drüsen“, aufgrund von äußeren oder inneren Impulsen.
Hier einige Beispiele: Wenn der Steinzeitmensch unerwartet einem Braunbären ins Auge sah, wurde im gleichen Augenblick das Hormon Adrenalin ausgeschüttet, was dem ganzen nicht sehenden Organismus signalisierte „wir sind in Gefahr“. Dann stiegen Herzschlag und Blutdruck, die Muskeln wurden kräftiger durchblutet, die Verdauung stockte, die Luftwege weiteten sich, die Reaktionszeit wurde verkürzt, um dem gefährlichen Bären entweder mit Kampfgebrüll entgegenzuschreiten oder pfeilgeschwind entfliehen zu können.
Die Wirkungen von Adrenalin haben bis heute an nichts eingebüßt, auch wenn frei laufende Braunbären inzwischen eher zu den seltenen Straßentieren zählen und durch zeitgemäßere Feindbilder ersetzt wurden.
Ist der Braunbär erlegt und gibt es zu essen, so schwimmt das Hormon Insulin an den Zellen vorbei, was so viel heißt wie „du sollst dich ernähren“. Die Zellen nehmen dann vermehrt Zucker aus dem Blut auf und verbrauchen ihn für ihre Funktionen; was zu viel ist, wird als Fett gespeichert.
Erreichen „Homo sapiens“-Exemplare die Fortpflanzungsfähigkeit, so warten weibliche Hormone – Östrogen und Gestagen – und männliche Hormone – Testosteron – nicht erst, bis ein lohnenswertes Objekt der Begierde vorbeikommt. Sie werden ungefragt ausgeschüttet und geben damit den Startschuss zu jener für alle Beteiligten anstrengenden und komplexen Lernphase, die so prosaisch mit „Pubertät“ (die „Sprossende“) bezeichnet wird.
Weibliche und männliche Hormone bewirken in dieser Zeit, dass das Körper- und Haarwachstum sich geschlechtsspezifisch verändert, dass die inneren und äußeren Geschlechtsorgane sich in den Dienst der Erhaltung der menschlichen Spezies stellen. Und sie erzeugen Lust und Leidenschaft, denn ohne die wäre die Paarung für Weiblein wie Männlein ein ziemlich öder Akt und wir wären längst ausgestorben.
SUSANNA KRAMARZ
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