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David als Wichtigmann

■ Statt Partei eröffnet offiziell den Wahlkampf und will acht Prozent holen

Um Jürgen Hunke zu charakterisieren, muss man sich nicht viel Mühe geben. Das besorgt der Chef der Statt Partei schon selbst: „Ich bin ein Idealist“, „ich bin schon immer Querdenker gewesen“, „ich bin ausgeschlafen“, „ich bin einer, der viel weiß“ – ich, ich, ich – die Statt Partei ist eine One-Man-Veranstaltung, der offizielle Wahlkampfauftakt am Donnerstagabend – 15 Monate vor dem Wahltermin – geriet zur Show des Selbstdarstellers und Spitzenkandidaten Jürgen Hunke.

Hunke fühlt sich in der Rolle des „David gegen Goliath“, und der Goliath hat einen Namen: die Macht. Die Macht – das ist der „SPD-Filz und die Behördenwillkür“. Die ist der Feind. Hunke weiß, wie die Macht denkt: „Jeder, der nicht für uns ist, ist rechts.“ Die Macht, „sie weigert sich ja, mit uns zu reden“ – mit der Statt Partei, der „größten außerparlamentarischen Opposition in dieser Stadt“.

Acht Prozent hat Hunke sich als Wahlziel gesetzt, ein bürgerlicher Block soll Rot-Grün ablösen. Das sei dringend notwendig: Bürgermeister Runde lasse sich „täglich dafür feiern, dass er seine normale Arbeit tut“. Die Grünen „mit ihrer dicken Wampe“ hätten „für diese Stadt überhaupt noch nichts geleis-tet bis auf die Tatsache, dass Radfahrer nun umgekehrt in Einbahnstraßen hineinfahren dürfen“. GAL-Senatorin Krista Sager treffe er nur noch auf Festen „mit dem Sektglas in der Hand“ an: „Die Grünen kriegen bei der Wahl eine solche Abfuhr, das können die sich selbst noch gar nicht vorstellen.“

Hunke ist Populist, und er steht dazu. „Wir müssen provozieren“, sagt er und tut es. In Richtung Rot-Grün kündigt er an: „Wir werden sie quälen, Tag für Tag bis zur Wahl.“ Einen Untersuchungsausschuss verlangt er, der forscht, welche SPD-Senatoren von Grundstücksvergaben profitieren, Konkurrent Marcus Hiller von der Splittergruppe „Der Springende Punkt“ nennt er einen „kleinen Wichtigmann“.

Zu einem anderen Wichtigmann sagt Hunke wenig. Natürlich gebe es Übereinstimmungen mit Richter Ronald Schill, aber: „Die gibt es mit der SPD oder der CDU auch.“ Und außerdem: „Die Fünf-Prozent-Hürde schaffen wir auch ohne Schill.“ Peter Ahrens

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