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Euphorie weicht Misstrauen

Auf beiden Seiten wachsen Bedenken gegen die vereinbarte Fusion der Börsen von Frankfurt und London

BERLIN taz/rtr ■ Die Zeit des Jubels ist vorbei. Während die Chefs der Börsen in Frankfurt und London um die Details der verabredeten Fusion ringen, melden sich immer mehr Kritiker zu Wort. Hessens Wirtschaftsminister Dieter Posch (CDU) hat in einem Brief an den Chef der Deutschen Börse AG, Werner Seifert, die rasche Klärung zahlreicher Fragen gefordert. Anderenfalls könnte das Ministerium, dem die Börsenaufsicht in Frankfurt unterliegt, sich weigern, die Trägerschaft der Frankfurter Wertpapierbörse auf die neue Deutsche Börse AG zu übertragen. Dies würde faktisch eine Fusion verhindern.

So verlangt Posch Auskunft darüber, ob die Fusion den Bestand und die Weiterentwicklung der Frankfurter Wertpapierbörse gefährde und ob diese auch in Zukunft unabhängig von Weisungen aus London arbeiten könne. Auch will der Minister wissen, ob die Anleger künftig mit Wechselkursrisiken und höheren Handelskosten rechnen müssen.

Zuvor hatten bereits zwei Aufsichtsratsmitglieder der Deutschen Börse Bedenken gegen die Fusionspläne formuliert. Manfred Zaß und Alfred Möckel drohten, gegen die Fusion zu stimmen, wenn sich abzeichne, dass London zu sehr über Frankfurt dominieren werde.

Umgekehrt fürchtet man in Großbritannien eine Vorherrschaft Frankfurts. Der konservative Abgeordnete David Ruffley kritisierte im Daily Telegraph, durch die Fusion solle „der britischen Wirtschaft der Euro durch die Hintertür aufgezwungen“ werden. Londoner Investmentfirmen bemängeln, dass die Kosten der Fusion unfair verteilt seien.

Die am 3. Mai vorgestellten Fusionspläne sehen vor, dass die Börsen aus Frankfurt und London je 50 Prozent an der neuen Börse iX (International Exchange) halten. Das Geschäft mit den Standardwerten soll künftig in London abgewickelt werden. Als Handelsort für die Technologieaktien des Neuen Marktes ist Frankfurt vorgesehen. Hier wird eine Kooperation mit der amerikanischen Nasdaq-Börse angestrebt. MALTE KREUTZFELDT

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