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Hertha fällt weich

Die Berliner dürfen trotz der 0:3-Niederlage gegen Dortmund im Uefa-Cup kicken. Das inspiriert Manager Dieter Hoeneß dazu, Herthas Berufung zu verkünden: die Deutsche Meisterschaft

Nicht die eigene Mannschaft, sondern ein Absteiger hat den Saisonabschluss für Hertha BSC einigermaßen versöhnlich gestaltet. Die Bielefelder Arminia glich in Stuttgart nach einem 0:3-Rückstand noch aus und rettete den Berlinern so einen Uefa-Cup-Platz. „Der UI-Cup wäre eine Katastrophe für uns gewesen“, gab Berlins Trainer Jürgen Röber zu. Eigentlich wollte Hertha zum zweiten Mal in Folge in die Champions League, nach der 0:3-Niederlage gegen Borussia Dortmund freuten sich die meisten Beteiligten aber über den Trostpreis Uefa-Cup. „Hermann Gerland hat jetzt einen gut bei uns“, richtete Hertha-Manager Dieter Hoeneß seinen Dank an den Coach der Bielefelder.

„Natürlich hätte ich mir das Finale etwas anders vorgestellt. Aber am Ende überwiegt die Freude“, umschrieb Hoeneß die Stimmungslage der Herthaner. „Immerhin sind wir im internationalen Geschäft. Das hätte vor Beginn der Rückrunde niemand mehr für möglich gehalten“, atmete Röber auf. In der Tat war Hertha nur an 8 der 34 Spieltage besser platziert als im Schlussklassement. Zwar war man am Anfang mal Erster der Tabelle, zwischenzeitlich aber sogar auf den 14. Rang gerutscht. „Unser Hauptmanko war: Wir haben einfach zu wenig Tore geschossen“, meinte der Chefcoach, der mit einem Freudensprung an den Hals seines Kapitäns Michael Preetz das Bielefelder 3:3 feierte.

Auch zum Saison-Finale plagten sich die Berliner mit der bekannten Abschlussschwäche herum. 14:1 Ecken und 10:6 Chancen erspielten sich die vom großartigen Sebastian Deisler dirigierten Gastgeber vor 76.000 Fans im ausverkauften Olympiastadion, konnten diese aber nicht in Tore ummünzen. Anders dagegen die Dortmunder, die in der letzten Partie unter Trainer Udo Lattek fast peinlich defensiv auftraten, aber als Hertha immer riskanter anrannte, um den für die Champions League unverzichtbaren Sieg zu landen, mit schnellen Gegenangriffen wenigstens noch eine „weiche Landung“ (Präsident Gerd Niebaum) produzierten. „Ich wollte beweisen, dass ich es noch kann. Nach fünf Wochen kann ich erhobenen Hauptes aus Dortmund weggehen“, verabschiedete sich der 65-jährige Lattek von der Borussia. Auch der Matchwinner von Berlin, Sergej Barbarez, wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Gelb-Schwarzen verlassen. Nach seinen beiden Treffern (58./87.), denen Dede (90.) noch das dritte Kontertor folgen ließ, verweigerte der Bosnier alle Interviews. Barbarez verkündete lediglich: „Ich war ganz besonders motiviert.“ Danach zog er sich mit seinem Berater Jörg Neubauer zurück, der später Hoeneß zum Gespräch bat. Schon vor dieser Saison war der Name Barbarez in Berlin gehandelt worden. Allerdings gelten auch Leverkusen und der 1. FC Köln als Bewerber.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir noch einen großen Transfer machen“, meinte Hoeneß. Doch gleichzeitig schränkte er ein, natürlich nach Ersatz zu suchen, falls ein Spieler im Sommer noch Hertha verlassen würde. Bekannt sind die Gelüste von Ali Daei, nach England zu wechseln. Obwohl Hertha für die kommende Saison ohne die Champions League rund 15 Millionen Mark weniger einplanen kann, will der Manager an der Erhöhung des Leistungspotenzials weiter basteln.

„Ich werde erst Ruhe geben, wenn ich in Berlin die Schale hoch halte“, verkündete Hoeneß dem Publikum seine Meister-Pläne für die weitere Zukunft. Dabei schreckt er auch vor Debatten mit seinen Präsidiums-Kollegen nicht zurück. Präsident Walter Müller hatte zum Saisonschluss taktische Dinge bewertet, was besonders Röber ärgerte. „Die Kompetenz gehört dort hin, wo sie vorhanden ist“, stellte Hoeneß klar. „Am Ende waren bei allen die Nerven angegriffen. Wir werden uns unterhalten, wenn wir einfach etwas entspannter sind.“

DPA/TAZ

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