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Gift fürs liebe Vieh

Belgien droht ein neuer Lebensmittelskandal: Kontrolleure finden das Umweltgift PCB in Tierfutter

BERLIN dpa/taz ■ Belgiens Fleischesser kommen nicht zum Genießen. Und die Futtermittelhersteller nicht aus den Schlagzeilen. Ende vergangener Woche haben Kontrolleure in Tierfutter erhöhte Werte von polychloriertem Biphenylen (PCB) gemessen, ein Umweltgift, das unter anderem zu Leberschäden und Chlorakne führen kann und im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Noch am Freitagabend hat Landwirtschaftsminister Jaak Gabriels mehr als 200 Bauernhöfe, an die das Futter geliefert worden war, unter Beobachtung gestellt und die Ställe versiegeln lassen. Am Samstag begannen Experten damit, Proben zu entnehmen. Mit ersten Ergebnissen ist für heute zu rechnen.

Die angestiegenen PCB-Werte im Futter des Herstellers Bauduin-Cambier in der 40 Kilometer südlich von Brüssel gelegenen Stadt Feluy waren bei Tests aufgefallen, die seit dem letztjährigen Dioxinskandal routinemäßig durchgeführt werden müssen. Sie lagen bis zu 925-mal über dem Grenzwert. Wie das Gift in die Produkte geraten war, blieb zunächst unklar. Es wird vermutet, dass wie im vergangenen Jahr auch diesmal wieder PCB-haltiges Öl aus Transformatoren ausgelaufen ist. PCB wird außer in Trafo-Öl auch in Kühlmitteln, Hydraulikflüssigkeiten, Weichmachern, Isoliermaterial und Farbträgern verwendet. In elf Ländern ist die Anwendung verboten, in Deutschland seit 1989. In 18 weiteren Staaten gelten strenge Auflagen.

Gabriels und Gesundheitsministerin Magda Aelvoet kündigten an, die verseuchten Produkte würden umgehend aus dem Verkehr gezogen und vernichtet, damit das PCB nicht in die Nahrungskette gelangen kann. Die Beseitigung ist schwierig: Wenn die Verbrennungstemperaturen 1.200 Grad Celsius unterschreitet, kann es sich in giftige Folgeprodukte umwandeln, die von Zusammensetzung und Wirkung her dem ebenfalls vermutlich krebserregenden Dioxin ähneln.

Es sei ein Glück, dass man wegen der Tests so frühzeitig habe reagieren können, sagte Gabriels. Er hoffe, es könne auf diese Weise verhindert werden, dass die Belastung ein ähnliches Ausmaß annimmt wie im vergangenen Jahr. Damals hatte die Regierung wochenlang den Verkauf von in Belgien erzeugten Fleisch- und Geflügelprodukten verboten, der Schaden für die Landwirtschaft belief sich nach aktuellen Schätzungen aus dem Landwirtschaftsministerium auf rund 330 Millionen Mark.

Eine Sprecherin der EU-Kommission bestätigte, dass das Produkt „mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht ins Ausland exportiert“ worden ist. Trotzdem habe die Behörde alle Mitgliedsländer der EU informiert. bw

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