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Ich will so bleiben, wie ich bin

Radweg am Övelgönner Elbstrand stößt auf massiven Widerstand  ■ Von Gernot Knödler

Alexander Porschke muss sich am Montagabend im elften Stock des Wohnstifts Augustinum vorgekommen sein wie Daniel in der Löwengrube. Der Umweltsenator von der GAL stellte zusammen mit dem Altonaer SPD-Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer die Pläne für den geplanten Radweg am Elbstrand in Övelgönne vor. Vor dem Publikum – hauptsächlich AnwohnerInnen – hatten sie einen schweren Stand. „Selbst wenn die Situation in Övelgönne so bleibt, ist das immer noch besser als dieser Scheiß-Strandweg“, brachte der Anwohner Kars-ten Schnoor die Mehrheitsposition im Saal auf den Punkt.

Die Situation in Övelgönne, das ist ein schmaler Fußweg, der einige Meter oberhalb des Strandes an den Kapitänshäuschen entlang führt. Bei schönem Wetter verstopfen dichte Pulks von FußgängerInnen den malerischen Weg. Mitten im Gedränge Kinderwagen, Rollstühle und Radler.

Der schmale, nur über Treppen erreichbare Pfad ist ein Stück des Elbradweges zwischen der City und Blankenese und gleichzeitig ein Stück des Radwanderweges zwischen Cuxhaven und Dresden. Die wenigsten sind bereit, hier zu schieben, und manche fahren so flott, dass es zu Konflikten mit den Fußgängern kommt.

Der Umweltsenator will nun einerseits die Lücke im Radweg schließen und andererseits die AnwohnerInnen von einem Ärgernis befreien: Vom Lüfter-Bauwerk des Elbtunnels aus soll ein neuer Radweg bis hinter die Himmelsleiter gebaut werden. Landschaftsarchitekt Hartmut Schaper stellte das derzeitige Konzept dafür vor.

Am Lüfter würde der Radweg zunächst an der Rückseite des Strandes verlaufen und nach 75 Metern zum Ufer schwenken. Den Rest der Strecke verliefe der 2,50 Meter breite Weg am Ufersaum. Zum Schutz gegen die Flut und den Schwell der großen Schiffe würde er zum Strom hin mit Wackersteinen geschützt – so wie heute schon der breite Strandabschnitt am Lüfter. Zwischen die Böschung und den Radweg käme dann noch ein Sicherheitsstreifen von einem Meter Breite.

„Sie sind dabei, das letzte Stück Strand zu demolieren“, warf Volkwin Marg dem Planer vor. „Ein Strand ist eine geneigte Fläche, die sich selbst reinigt“, dozierte der Star-Architekt. Bereits die heutige Ufersicherung sei eine unnötige Sünde, die der Radweg verschlimmern und auf einen weiteren Strandabschnitt ausdehnen werde.

„Wir wollen gerne den Strand behalten“, formulierte eine Diskussionsteilnehmerin, „aber unser großes Problem sind die Radfahrer. Deshalb haben wir vorgeschlagen, den Radweg auf einer der schöns-ten Straßen Europas zu führen.“ Doch nach Ansicht des Umweltsenators würde ein Radweg auf der Elbchaussee nichts bringen, weil der Pfad nahe der Elbe viel zu attraktiv sei. Und Frank Bokelmann vom Fahrradclub ADFC wies da-rauf hin, dass es nicht angehe, „Touristen nach Hamburg zu locken und sie dann auf die Elbchaussee zu schmeißen“.

Fazit: Senat und Bezirk sollten auf den Elbradweg verzichten, stattdessen einen Radweg an der Elbchaussee anlegen und die RadlerInnen vor den Kapitänshäusern durch Schilder zum Absteigen bewegen. „Wenn ich nicht weiter Briefe kriege von Leuten, die sich über Radler auf dem Fußweg beklagen, bin ich bereit zu sagen: Lassen wirs“, konzedierte Bezirksamtsleiter Hornauer. Ganz anders Porschke: Die Mehrheit im Saal sei nicht die Mehrheit der HamburgerInnen. Die Sache werde von der Bezirksversammlung Altona und der Bürgerschaft entschieden.

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