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Kein Brettltheater

Die Kammerspiele stellen ihre neue Spielzeit vor  ■ Von Eberhard Spohd

Ulrich Waller zeigte sich gestern gewohnt optimistisch. „Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass wir die besten Schauspieler der Stadt haben“, meinte der Leiter der Kammerspiele gestern bei der Vorstllung der kommenden Spielzeit, „die Chancen, in Hamburg auf Platz eins der Sprechbühnen zu gelangen, sind gut.“ Noch mindestens zwei Jahre will Waller das Theater in der Hartungstraße leiten. Das habe er auch dem Vermieter Jürgen Hunke mitgeteilt, und „sein kreatives Schweigen stimmt mich positiv, dass er aus den Kammerspielen kein Brettltheater machen will“.

Das möchten der Theaterleiter und sein Kompagnon Ulrich Tukur auch nicht. Darum haben sie für die neue Saison ein gewohnt gemischtes Programm zusammengestellt. Als erste Premiere wird „Der Totmacher“ von Romuald Karmakar und Michael Farin gezeigt. Der Dialog zwischen dem Massenmörder Fritz Haarmann und dem Psychiater Ernst Schultze geht auf Original-Protokolle zurück und war bereits im Kino mit Götz George ein voller Erfolg. Und auch die zweite Aufführung kommt eher schwer daher. „W;t“ von Margaret Edson erzählt die letzten zwei Lebensstunden der krebskranken Literaturwissenschaftlerin Vivian Bearing.

Ein wenig leichter kommt „Ganz leise kommt die Nacht aus weiter Ferne“ daher. Das Duo Waller/Tukur verbindet Briefe oder Tagebucheintragugen von Front und KZ mit der Musik die zwischen 1939 und 1945 gespielt wurde. „Damals wurde musiziert, während die Welt in den Abgrund kippte“, erklärte der Schauspieler, warum ihn gerade dieses Thema so faszinierte, „zeitgleich wurde Dresden bombardiert während die Kapelle spielte ,Die kleine Stadt will schlafen gehen'.“ Vollends auf die heitere Seite gerät man dann bei der Uraufführung von „Erhardts Enkel“ des Hamburger Journalisten Paul Barz. Der Clou an diesem Abend wird sein, dass Heinz Erhardts Sohn Gero Regie führen und der Enkel Marek auftreten wird.

So könnte man weiter fortfahren zwischen beschwingt und beschwert. Denn die Kammerspiele stehen stets auf der Kippe zwischen Kunst und Wirtschaft und müssen ihr Publikum halten. Mit diesem Programm wird Waller und Tukur dies auch im kommenden Jahr gelingen. Und mit der gewohnten Qualität.

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