: CDU im Sperrbezirk
■ Bürgerschaft: Über „Lust der Lenden“ und polnische Saison-Prostituierte
Einigkeit wenigstens hier: Ein stinknormaler Beruf sei Prostitution nicht, das sagen alle in der Bürgerschaft. Aber das war es auch schon: Sie soll zumindest rechtlich als Beruf anerkannt werden, das verlangen SPD, GAL und Regenbogen. Die CDU sperrt sich: „Das machen wir nicht mit“, sagt ihre Abgeordnete Karen Koop.
„Tiefe Doppelmoral“ entdeckt Britta Ernst (SPD) bei der Debatte um den Status der käuflichen Liebe, und dabei hat sie besonders die Kunden im Auge: „Das sind deutsche Durchschnittsmänner mit Ehering am Finger und Kindersitz im Auto“. Ernst klagt, Prostituierte hätten „nur Pflichten, keine Rechte“. Sie könnten sich nicht pflichtversichern gegen Krankheit und Arbeitslosigkeit, dies müsse sich ändern. Die Anerkennung als Beruf sei daher unverzichtbar. Heide Simon (GAL) und Julia Koppke vom Regenbogen sehen das genauso. „Für Hamburg ist Prostitution leider ein Standort- und Wirtschaftsfaktor, da soll mir keiner mit Moral und Ethik kommen“, sagt Simon.
Genau das aber tun die Christdemokraten. Man müsse wieder mehr über Liebe und Familie reden, verlangt Koop. Prostituierte dagegen würden „ihre Körper wie Vieh“ anbieten. Sie halte es nicht für eine „Errungenschaft der Emanzipation, wenn Frauen sich selbst verkaufen“. Es solle zwar „sich jeder mit Lust seiner Lenden erfreuen können – doch es gibt Grenzen, wenn Menschen malträtiert werden“. Sie frage sich überhaupt, so Koop, ob „wir Huren heute überhaupt noch brauchen“.
„Sehr enttäuschend“ nennt Simon Koops Rede. „Ich habe nur noch den Vorschlag vermisst, sich die Freier zu schnappen und sie zu kastrieren.“ Bei der Diskussion um die Anerkennung als Beruf gehe es allein darum, die Prostitution zu entkriminalisieren. Man müsse schließlich auch akzeptieren, dass es viele Frauen gäbe, die sich freiwillig für die Prostitution entscheiden, sagt Simon. Sie kann sich auch eine „saisonale Arbeitserlaubnis für Migrantinnen“ vor allem aus Polen vorstellen. Peter Ahrens
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen