Fliegerstaffel über Schönefeld

Erstmals seit Ramstein soll es auf der Luftfahrtschau ILA einen Formationsflug von Kampfjets geben. Die Genehmigung steht noch aus, Proteste sind angekündigt

Die geplanten Formationsflüge französischer Kampfjets auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) sind gestern auf scharfen Protest bei der Opposition und außerparlamentarischen Gruppen gestoßen. Die Gegner der Militärflugshow kündigten Proteste und Störaktionen bei der ILA an, die vom 6. bis 12. Juni in Schönefeld stattfinddet. Denn erstmals seit der Katastrophe von Ramstein, bei der vor zwölf Jahren 70 Flugshow-Zuschauer nach dem Absturz italienischer Militärmaschinen starben, soll es in Deutschland wieder eine Flugvorführung geben, an der mehrere Kampfflieger gleichzeitig beteiligt sind.

„Die geplante Vorführung ist ein Zeichen von ungeheurem Leichtsinn“, kritisierte gestern der Sprecher der PDS, Axel Hildebrandt. Damit würden nicht nur die Besucher, sondern auch die Anwohner der umliegenden Ortschaften potenziell gefährdet. Die Militarisierung der ILA habe allerdings von Ausstellung zu Ausstellung zugenommen. „Die ILA ist ein unerträgliches Waffenspektakel“, hatte PDS-Landeschefin Petra Pau bereits vor Bekanntwerden der Formationsflüge kritisiert. „Das ist das Allerletzte“, sagte gestern auch der grüne Verkehrspolitiker Michael Cramer. Zehn Jahre nach dem Fall der Mauer solle sich Berlin nicht als Ort militärischer Spektakel profilieren, sondern als ziviler Brückenpfeiler zwischen Ost und West. Statt Kampfjets solle man lieber Friedenstauben fliegen lassen.

„Die Flugshow ist eine ungeheure Provokation“, kritisierte Michael Behrendt, Mitarbeiter der Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär. Die ILA-Organisatoren hätten offenbar Angst, ohne gefährliche Flugmanöver nicht genügend Zuschauer anzuziehen. Solche Vorführungen würden für den nötigen Nervenkitzel beim Publikum sorgen. Die ILA sei eine Rüstungsmesse, „auf der der Bevökerung Tötungsgerät nahe gebracht wird“. Am 10. Juni, dem Jahrestag des Endes des Nato-Krieges gegen Jugoslawien, werde es einen Protesttag auf der ILA geben. Geplant seien mehrere dezentrale Aktionen, außerdem sollen die Besucher auf Flugblättern über den ILA-Charakter aufgeklärt werden. Auch die PDS will auf der ILA protestieren.

Die Veranstalter verteidigten unterdessen die geplante Flugshow, bei der acht Alpha-Jets der „Patrouille de France“ in gerader Formation über das ILA-Gelände fliegen sollen. „Der Formationsflug ist eine Bereicherung unseres Flugprogramms“, sagte Diana Winkler, Sprecherin des Bundesverbandes der Luft- und Raumfahrindustrie. So etwas zu sehen, sei sehr attraktiv. Auf keinen Fall werde es einen Kunst- oder Kreuzflug geben. Solche Vorführungen sind bei den ILA-Konkurrenzmessen im englischen Farnborough und im französischen Le Bourges an der Tagesordnung.

„Ich verstehe die Aufregung nicht“, sagte Messe-Sprecher Michael Hofer. In Deutschland gebe es weltweit die schärfsten Sicherheitsvorschriften. Die Jets würden nicht über die Zuschauer oder bewohntes Gebiet fliegen.

Das Brandenburger Verkehrsministerium muss den Antrag der französischen Luftwaffe in Abstimmung mit dem Bundesverkehrsministerium noch genehmigen. Die Franzosen dürften weder „in strenger Formation“ fliegen noch Kunstflugeinlagen zeigen, sagte eine Sprecherin. Das Bundesverkehrsministerium will Mitte nächster Woche entscheiden. RICHARD ROTHER