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Wissensdispo überzogen

Krista Sager lobt Kompromiss der Bildungsminister. Studienkonten auch an der Uni Hamburg möglich. Fachwechsel würde kosten  ■ Von Sandra Wilsdorf

In Hamburg bleibt in Sachen Studiengebühren mittelfristig alles beim Alten: Es wird keine geben. Das versicherte Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) gestern gegenüber der taz hamburg. Am Ende von mittelfristig wird aber der Beschluss der Kultusministerkonferenz auch in Hamburg etwas ändern. Denn jetzt ist es Sache der Bundesländer, ob und welches Modell sie einführen, um „Langzeitstudenten“ zur Kasse zu bitten. In frühestens zwei Jahren könnte es so weit sein, sagt Sager: „Ich werde jetzt mit Hochschulen und Parteien diskutieren.“

Die Senatorin befürwortet ein Studienkontenmodell. Danach soll jeder Student ein „Guthaben“ an Stunden haben, das etwa 30 Prozent über den Pflichtstunden des jeweiligen Studiums liegt. Jede besuchte Veranstaltung wird abgebucht. Wer sein Konto überzieht, muss zahlen. So wird nicht bestraft, wer aufgrund von Jobben, Kindern oder Praktika länger braucht. Das tut das Gegenmodell, das jeden zur Kasse bittet, der seinen Abschluss nicht in der Regelstudienzeit schafft.

Wer beim Kontenmodell innerhalb der ersten zwei Semester den Studiengang wechselt, bekommt ein neues Konto. Ist nach dem Abschluss noch Guthaben übrig, können dafür Weiterbildungsveranstaltungen besucht werden. „Das wäre ausbaubar in Richtung Bildungskontenmodell für alle“, spekuliert Sager. Wie genau die Praxis eines Studienkontenmodells aussehen soll, ist allerdings noch unklar. Fingerabdrücke bei jeder Vorlesung? „Da muss man auch über Aufwand und Nutzen reden“, findet die Senatorin.

Im Gespräch ist die Idee, dass nur die Pflichtveranstaltungen auf einer Chipkarte abgebucht werden. Ziel sei nicht, „Studenten daran zu hindern, zusätzliche Veranstaltungen zu hören“. Sondern, die öffentliche Diskussion zu entspannen: „Geht man davon aus, dass das Studium frei sein soll, dann ist es in einer Gesellschaft, in der fast alles etwas kostet, legitim, dass dabei nicht unbegrenzt Ressourcen verbraucht werden können.“ Dass Hamburg aufgrund des Kontenmodells von StudentInnen überrannt werden könnte, fürchtet Sager nicht: „Ich glaube, dass sich genügend Bundesländer auf das Kontenmodell einigen, wenn man es handhabbar macht.“

Die StudentInnen sind mit dem Kompromiss nicht so zufrieden wie ihre Senatorin und wollen in der kommenden Woche mit Aktionen protestieren. Der AStA ruft für Montag um 12 Uhr zu einer Protestaktion im Campus-Teich auf. Motto: „Die Bildung geht den Bach runter – wir gehen baden.“ Am Dienstag Abend kommen StudentInnen aus Mexiko-Stadt zu einem „Austausch“. Dort hatten mehrere Tausend StudentInnen aus Protest gegen die Einführung von Studiengebühren die Uni zehn Monate lang besetzt. Im Februar ließ die Regierung die Gebäude gewaltsam räumen. Weitere Berichte Seite 3

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