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Grüner Ring um Bremen

■ Noch wird gefeilt – an Radwegen und Schildern, 2002 wird das Wegenetz rund um die Hansestadt endlich fertig sein, das heutige Lücken schließen soll

Die Zukunft gehört nicht den Radkarten, sie gehört den Schildern. „Wer steigt schon gerne an jeder Kreuzung ab, um die Karte zu studieren“, erklärt Julia Flügel, Referentin im Bauressort und Planerin für das neue Naherholungs-Netz Grüner Ring. Bremens Fußgänger, Radfahrer und Skater, so die Perspektive, können in zwei Jahren mit einem dichten Streckennetz samt Beschilderung rechnen.

Was in Hannover und Leipzig bereits umgesetzt ist, nimmt langsam auch in Bremen Form an. Bereits seit 1997 wird zwischen 21 niedersächsischen Städten und Gemeinden sowie fünf Landkreisen verhandelt. „Man kann sich nicht vorstellen, wie zeitaufwendig es ist, alle Beteiligten miteinander abzustimmen“, meint Flügel. So mancher Landkreis hatte bislang nur Radwege, aber noch keine Wegweisungssysteme. Bis 2002 soll sich das in der Region ändern.

Zum Glück, heißt es bei Bremens Freizeitsportlern. „Der Grüne Ring ist eine ganz tolle Sache“, findet Tobias Leuze vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC). Dadurch werden Radwege verbunden, Lücken zwischen den Netzen geschlossen, Schilder für problemlose Orientierung installiert. „Das nützt nicht nur den Touristen, sonden vor allem den Alltagsradlern“, hofft Leuze.

Denn um die geht es den Planern. Den Bewohnern der Region Bremen will man die eigenen Naherholungsgebiete, Moore, Windmühlen und Schlösser im Radius von 30 Kilometer zeigen. „Der Anspruch ist, möglichst viele Informationen darüber zu verbreiten.“

Grund für die langwierige Diskussion zwischen Umland und Bremen waren nicht nur Abstimmungsschwierigkeiten, sondern auch handfeste Konflikte. In Umzu sieht man die Grünsüchtigen aus dem Moloch Bremen am Wochenende gar nicht gerne. Verschiedene Nutzungssituationen prallen oft aufeinander. Beispiel Blockland: Da kann Bauer X an sonnigen Sommer-Wochenenden kaum noch den Trecker zurück in seine Scheune fahren, weil der Deich blockiert ist mit Radlern, Skatern, Fußgängern. Mehr und gut ausgeschilderte Wege könnten dagegen für eine bessere Verteilung der Freizeitsportler sorgen, hofft Flügel.

Der Grüne Ring soll aus drei Ringwegen mit Querverbindungen bestehen, die bislang auf bewährtem Radterrain verlaufen. Skater will Flügel demnächst zu Testzwecken auf Tour schicken, um geeignete Routen zu finden.

Neue Wege wird es im Umland vorerst nicht geben – das hätte alle Kosten gesprengt. Nur die Hansestadt will circa zehn Prozent der Wege neu bauen oder sanieren. „Das ist auch nötig“, meint Jörg Hiermayr von den „Happy Skatern“. Vor allem in der Stadt müssten mehr Wege skategerecht ausgebaut und Lücken im Wegenetz geschlossen werden.

Die zukünftigen Routen sollen noch thematisch ausgearbeitet werden: Flussniederung, Moorbesiedlung, Bremer Schweiz ist auf den ersten Plänen zu lesen. Genaueres muss noch ausgearbeitet werden. Fest steht bislang: Der innerste Ring um Bremen soll am Stadtrand entlang laufen, die Grenze „zwischen Siedlung und freier Landschaft“ erlebbar machen. Der zweite Ringweg liegt entlang der Geestränder. Die Flussniederungen von Lesum, Wümme, Weser und Ochtum kommen hier ins Blickfeld. Der dritte Ringweg führt weit hinter den Siedlungsflächen her durch Geest und Moorlandschaften. 650 Kilometer Wegstrecke liegen damit insgesamt vor den Naherholern.

Doch bis 2002 gibt es noch einiges mehr zu verhandeln. 850.000 Mark wird das Konzept kosten. „Da ist noch keine Mark für Baukosten drin“, rechnet Flügel. Sondern nur Mittel für Planung, Beschilderung und Freizeitkarte. Um keine Streitereien ums Geld zu riskieren, soll es eine Mischfinanzierung geben: Eigenleistung der Gemeinden und Landkreise, Mittel der gemeinsamen Landesplanung und eine Finanzspritze der EU. Die Arbeit machen dafür der Senator für Bau und Umwelt mit seinen Ämtern sowie der Kommunalverbund Niedersachsen Bremen. Für die Montage der Schilder und Weg-Instandhaltung allerdings sind die Kommunen zuständig.

Fest eingerechnet in die Kostenplanungen ist auch schon die Eröffnungsveranstaltung für den Grünen Ring in zwei Jahren. Und dann kann es losgehen. pipe

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