Es wird eine lange Nacht werden in Kreuzberg
Die 3. lange Buchnacht in der Oranienstraße beginnt heute schon am Nachmittag. Neu im Programm: Komplett-Lesung, Kinder- und Kirchenbücher
Es wird eine lange Nacht. Einen kompletten Roman kann man sich heute abend in der Oranienstraße vorlesen lassen. Wenn zur 3. langen Buchnacht wieder Hunderte zwischen Kneipen und Buchläden flanieren, wandert auch Autor Alban Nikolai Herbst mit, um an sechs verschiedenen Orten seinen surrealistischen Thriller „In New York“ zu lesen. Sechs Stunden lang wird ihm allerdings wohl niemand die Treue halten bei dem abwechslungsreichen Programm zwischen Heinrichplatz und Springer-Hochhaus.
Die 3. lange Buchnacht in der Oranienstraße beginnt dieses Jahr schon am Nachmittag. Ab 15 Uhr können Kinder und alberne Erwachsene im Buchladen Dante Connection mit Kinderbuchautorin Nadia Budde („Trauriger Tiger toastet Tomaten“) eine Geschichte ausspinnen. Den ganzen Abend lang gibt es an 23 verschiedenen Orten um die Oranienstraße kostenlose Lesungen und Konzerte. Bei Modern Graphics findet um 20 Uhr das traditionelle Comic-Zeichnen statt. Bei der so genannten „Instantcomicheftchenproduktion“ kann man der Berliner Comicszene über die Schulter schauen: Reinhard Kleist und Andreas Michalke werden kommen und wahrscheinlich auch Tom. Lesungen mit kurdischen und türkischen Autoren gibt es um 17 Uhr im kurdischen Buchladen „Arkadas Kitabevi“ und ein Hinterhoffest mit „erotischen und literarischen Verstrickungen“ beim Eichborn Verlag ab 18 Uhr. Die Aikido-Schule „Aikikan“ am Oranienplatz veranstaltet um 20 Uhr eine Lesung zu „Kampfkunst in der Literatur“ mit kurzen Aikido-Vorführungen. Einen unveröffentlichten Text von Erich Mühsam zum Thema Krieg liest Dr. Seltsam um 21 Uhr im Restaurant Max und Moritz und um 22.30 Uhr zeigt der Buchladen „O 21“ Alexander Kluges Film „In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod“ von 1974.
Der Erfolg der letzten beiden Buchnächte zieht seine Kreise. Inzwischen haben die Veranstalter Mühe, sich das gemütliche O-Straßen-Flair davon nicht kaputtmachen zu lassen. Mehr Programm an mehr dezentralen Orten – so wird sich die Menschenmenge verlaufen, hoffen sie. Auch Verlage und Buchhändler, die mit der Oranienstraße nichts zu tun haben, hatten zunehmend angefragt, ihre Stände aufzubauen. Ihnen wurde abgesagt.
Neu dabei ist dieses Jahr die St.-Jacobi-Kirche gegenüber der Bona-Peiser-Bibliothek. „Das ist ein bisschen kontrovers diskutiert worden“, sagt Stefanie Hetze vom Buchladen Dante Connection in der Oranienstraße. Letzten Endes überzeugte aber die Idee, Lokalgeschichte mit einer Lesecollage aus Kirchenbüchern zu präsentieren.Und nicht ganz so alte Bücher wird es auf dem Buchtrödelmarkt im Garten des Kreuzberg-Museums geben.GRIT FRÖHLICH
Vollständiges Programm unter http://www.oranienstrasse.de
