: Streit um Embryonenforschung
Vor allem der Dissens wurde auf dem Berliner Symposium über Fortpflanzungsmedizin deutlich. Gesundheitsministerin will noch in dieser Legislaturperiode ein neues Gesetz
BERLIN taz ■ Das gestern in Berlin zu Ende gegangene Symposium „Fortpflanzungsmedizin in Deutschland“ war nach Meinung von Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer ein voller Erfolg. Drei Tage lang hatten Forscher, Ärzte, Vertreter von Selbsthilfeverbänden und zahlreichen gegenüber der Reproduktionsmedizin kritisch eingestellten Organisationen über das Pro und Kontra von künstlicher Befruchtung, der Präimplantationsdiagnostik und der Embryonenforschung diskutiert. „An diesen drei Tagen kommt niemand mehr vorbei“, der sich an der Debatte um eine Änderung des Embryonenschutzgesetzes beteilige, so Fischers Resumee zum Abschluss des Symposiums.
Nach Fischers Vorstellungen soll eine Novellierung des zehn Jahre alten Embryonenschutzgesetzes möglichst noch in der laufenden Legislaturperiode abgeschlossen werden. Letztendlich liege die Entscheidung jedoch bei den Bundestagsfraktionen. Sie plädierte dafür, dass ähnlich wie bei der Diskussion um das Transplantationsgesetz die Fraktionszwänge aufgehoben werden. Die Abgeordenten sollen nur ihrem Gewissen folgen.
Vorauszugehen habe jedoch eine breite gesellschaftliche Diskussion, sagte Fischer. Es könne nicht nur um die Frage gehen, ob das Embryonenschutzgesetz weniger restriktiv formuliert oder eventuelle Lücken geschlossen werden. Wichtig sei auch, „was wir in Gang setzen, wenn wir das Gesetz verändern“, sagte Fischer.
Auch bei den Teilnehmern überwogen die positiven Stimmen. Katrin Grüber, Sprecherin des Gen-ethischen Netzwerkes begrüßte, dass auf dem Symposium alle Meinungen vertreten waren. Durch das „Offenlegen der verschiedenen Argumentationsstränge“ sei der „Dissens sehr deutlich geworden“.
Ein Ergebnis der Tagung ist auf jeden Fall, dass die sehr weit auseinander gehenden Meinungen nicht in Einklang zu bringen sind. So trat zum Beispiel Professor Jochen Taupitz, Medizinrechtler an der Uni Mannheim, für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen ein, wenn es um die Frage geht, ob sie bereit wären, ihre Eizellen für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Ingrid Schneider, Politologin aus Hamburg, hingegen plädierte für die Aufrechterhaltung des Verbotes von Eizellspenden. Frauen würden damit zu RohstofflieferantInnen degradiert.
WOLFGANG LÖHR
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