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Soundcheck

Heute: Common. „If the revolution had a movie I would be theme music,“ reimt Common auf der DJ-Premier-produzierten Single „The 6th Sense“. Trotz einer herzerweichenden Hommage an die exilierte Black-Panther-Aktivistin Assata Shakur ist sein Album Like Water for Chocolate nicht nur politisch revolutionär, sondern auch musikalisch. Produziert von der HipHop-Intelligentsia um Jay-Dee, Mos Def, Roots-Schlagzeuger ?uestlove und D'Angelo, liefert es so etwas wie das Autoren-Rap-Äquivalent zu dessen überragendem Voodoo-Album: jazzy, soulful und enstspannt-antiautoritär conscious. Oder anders: Wann hatte das Plädoyer für eine bessere Welt auch noch die beste, weil offenste Hip-Hop-Definition auf seiner Seite? Eben. tob

heute, Mojo, 21 Uhr

Heute: Yuppie Flu. Als sich Mitte der Achtziger die Fälle schwerer Antriebslosigkeit häuften, nannte man in den USA die neu entdeckte Krankheit leicht spöttelnd „Yuppie Flu“, also Yuppiegrippe. Heute spricht man vom Chronischen Müdigkeits-Syndrom, weiß aber von der Krankheit immer noch nicht viel mehr, als dass sie nicht nur Yuppies befällt. Ob das Klischee von der chronischen Antriebslosigkeit herumhängender Indie-Rocker, auch Slacker genannt, wohl fünf Jungs im mittelitalienischen Ancona bewog, ihre Band Yuppie Flu zu nennen? Falls ja, dann sind sie aber eher ein Gegenbeispiel. Denn Yuppie Flu sind enorm umtriebig, haben schon Tourneen mit respektierten Indie-Gruppen wie Fuck, Quickspace oder Moonshake hinter sich gebracht und sich mit Karate und Fuck Split-Singles geteilt. Jetzt hat das Dresdener Label Doxa Records eine CD aus bereits veröffentlichten und neuen Stücken der Italiener zusammengestellt und schickt die Band in Deutschland auf Tour. Der erste Eindruck, hier habe man es mit den italienischen Pavement zu tun, täuscht etwas: Gerade die neuen Stücke auf “Hollow Beep“ haben ausgedehnte, fast krautrockige Songstrukturen und die harschen Gitarrenakkorde werden von tastenden Moog-Melodien überlagert. Trotzdem bleiben Yuppie Flu immer Indie-Rock – der Sänger scheint über jede Zeile leicht zu staunen, und die Lieder tragen seltsame Titel wie “Wise Hitch-Hiker Handbook“. Eine zurückhaltende Musik ist das, die sich nicht mit prallen Slogans oder Refrains in den Vordergrund drängeln mag, aber sehr feinsinnige, schöne Momente in sich birgt. Ob das reicht, um antriebsschwache Indie-Rockfans zu einem Konzertbesuch zu locken? Hoffen wir's. Felix Beyer

heute, Knust, 21 Uhr

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