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Die Ordnung des Anderen

■ Den exotischen Blick befragen zwei Metropolis-Programme

Von Anbeginn an waren Spektakel des Fremden Bestandtteil des Kinos. Schließlich konnten die Daheimgebliebenen dort das Andere mit den „eigenen Augen“ sehen wie sonst nirgendwo: Die Exotisierungsmaschine Kino hat mithin seine eigene Kolonialgeschichte. Wie sich die mit ihr einhergehenden Konventionen des ethnografischen Dokumentarfilms durchbrechen lassen, fragen sich hingegen heute zwei Programme im Metropolis: Nicht eine fremde Kultur, sondern die westlichen Darstellungsweisen und Sehgewohnheiten fremder Kulturen sind ihr Thema.

Unsere Afrikareise, 1966 vom notorischen Querulanten Peter Kubelka gedreht, dokumentiert die Afrikasafari einer Reisegruppe. Doch statt den Wünschen seiner Geldgeber gerecht zu werden, zeigt er sie als wichtigtuerische und geistlose Eindringlinge. In den Beiträgen Lisel Ongers und Trinh T. Minh-has äußert sich die Kritik am kolonialen Blick auf der filmsprachlichen Ebene: als rhythmisierte Collage in Reassemblage oder Montage von touristischen Amateuraufnahmen in Déjà Vu.

Spirituell statt politisch gewendet vollzieht sich Destablisierung der Hierarchie von Eigenem und Anderem in Ritual der schwarzen Sonne. Der Hamburger Gerd Roscher rekonstruiert darin die legendäre Reise des surrealistischen Säulenheiligen Antonin Artaud zu den mexikanischen Tarahumara-Indianern im Jahre 1936, um an deren Peyote-Kulten teilzunehmen. Nach seiner Rückkehr verbrachte er viele Jahre in der Psychatrie, um erst kurz vor seinem Tod die Erinnerung an seine – von mehreren Bohème-Generationen wiederholte – Reise niederzuschreiben. Im Anschluss berichtet Roscher von seinen schwierigen Recherchen. tob

heute, 19 Uhr + 21.15 Uhr, Met-ropolis

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