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Dubiose Basis kämpft um Postverteiler

Die selbst intern umstrittene Polizei-Basis-Gewerkschaft sieht sich durch „staatsterroristischen Anschlag“ benachteiligt

Eine dubiose Vereinigung namens Polizei-Basis-Gewerkschaft (PBG) sorgt in Polizeikreisen für Aufregung. Vor einer guten Woche hatte Polizeipräsident Hagen Saberschinsky der in Berlin bis dato kaum bekannten PBG verboten, den Postverteiler der Polizei zu nutzen, Aushänge an schwarzen Brettern zu machen und sich am Tag der offenen Tür in der Polizeischule zu beteiligen. Zur Begründung führte Saberschinsky an, dass die PBG keine feste Gewerkschaftsstruktur aufweise und nur eine geringe Mitgliederzahl habe, die zudem hauptsächlich aus dem Bereich des Freiwilligen Polizeidienstes rekrutiert würden.

Der aus Nordrhein-Westfalen eingeflogene Bundesvorsitzende der PBG, Toni Zeller, blies gestern auf einer Pressekonferenz zum Gegenangriff. Darüber, dass die PBG im Ruch einer unlauteren Werbeakquisition für das hauseigenen Fachorgan Polizei-Basis-Zeitung steht, schwieg sich Zeller indes aus. Die Beschwerden und Strafanzeigen von getäuschten Geschäftsleuten haben sich Anfang des Jahres so gehäuft, dass die PBG-Landesverbände Sachsen, Thüringen und Schleswig-Holstein ganz offen gegen den Bundesverband rebellieren.

Am 21. März 2000 forderten die drei genannten Verbände den Bundesverband letztmalig auf, sich von den Werbepraktiken abzuwenden. „Seither bekommen wir vom Bundesverband keinen Pfenning mehr“, erklärte der PBG-Vorsitzende von Thüringen, Hartmut Vogt, gestern gegenüber der taz. Alles Geld werde jetzt nach Berlin „gepumpt“. Denn der Berliner PBG-Vorsitzende Volker Schuster befinde sich ganz und gar auf Zeller-Linie.

Wie diese Linie aussieht, veranschaulichte der Bundesvorsitzende Zeller gestern, als er sich auf der Pressekonferenz über den „totalitären Amoklauf“ von Polizeipräsident Hagen Saberschinsky empörte. Er sprach von einem „staatsterroristischen Anschlag“ auf die Gewerkschaftsfreiheit der PBG. Der „linken Einheitsgewerkschaft der Polizei (GdP)“ und deren „hochgestellten Komplizen“ wie Saberschinsky „passt es nicht in ihre verquere Ideologie“, dass die PBG den Angehörigen des Freiwilligen Polizeidienstes „uneingeschränkt die grundsätzlich garantierten Gewerkschaftsrechte zuerkennt“, erklärte Zeller vollmundig. Die Zerschlagung und Gleichschaltung freier Gewerkschaften habe es zuletzt in der „kommunistischen DDR“ und in dem „verbrecherischen Hitler-Regime“ gegeben. „In dieser Reihe“ stehe nun auch der Berliner Polizeipräsident.

Zur eigenen Person erklärte Zeller, „aktiver Polizeihauptkommissar“ in Nordrhein-Westfalen zu sein. Nach Informationen der taz ist er jedoch seit drei Jahren wegen diverser Vorwürfe vom Dienst suspendiert.

Nach Angaben ihres Berliner Landesvorsitzenden Volker Schuster hat die PBG in der Hauptstadt 100 Mitglieder. „Wir haben überwiegend Zulauf von den Angehörigen des Freiwilligen Polizeidienstes“, sagte Schuster, der selbst „Freiwilliger“ ist.

PLUTONIA PLARRE

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