: Autostadt für den Autokanzler
In Wolfsburg weiht Schröder heute das „Erlebnis- und Kompetenzzentrum“ von VW ein. 3.000 Besucher täglich werden erwartet. Jeder Dritte soll dort einen Neuwagen kaufen
HANNOVER ■ taz Eine Autostadt war die einst als „Stadt des Kraft-durch-Freude-Wagens“ gegründete VW-Metropole Wolfsburg schon immer. Pünktlich zum Start der Expo 2000 hat der Volkswagen-Konzern nun allerdings noch seine eigene „Autostadt“ am Wolfsburger Zentrum platziert. Bundeskanzler Schröder wird heute dieses neue „Erlebnis- und Kompetenzzentrum“ von Volkswagen eröffnen. Wahrzeichen der Autostadt, in die Volkswagen 850 Millionen Mark investiert hat, sind zwei je 48 Meter hohe Autotürme mit Glasfassaden, in den rund 800 frisch lackierte Neuwagen auf ihre künftigen Besitzer warten.
Volkswagen rechnet damit, dass täglich rund 3.000 Menschen oder mehr als eine Million pro Jahr den automobilen Erlebnispark gleich hinter dem Wolfsburger Hauptbahnhof besuchen werden. Rund ein Drittel der Besucher sollen so genannte Neuwagenabholer sein, die nach dem Kauf beim Vertragshändler ihren neuen Golf gleich selbst hinterm Band in Empfang nehmen wollen.
Für den Neuwagenabholer und seine Familie soll der Autostadtbesuch kostenlos sein. Für allen anderen kostet eine Besichtigungstour durch das 25 Hektar große Gelände 24 Mark. Kinder zahlen die Hälfte.
Neben dem VW-Stammwerk direkt am Mittelandkanal gelegen, hat die Autostadt etwa von einem futuristischen Venedig: Die zwölf von Kanälen getrennten Gebäude sind nur über Brücken erreichbar. Sieben kleinere Pavillons sind den verschiedenen Marken des VW-Konzerns gewidmet, beherbergen – von Audi über Lamborghini bis hin zum VW-Bulli von Volkswagen-Nutzfahrzeuge – deren Prachtstücke. Dazu kommt das Kundencenter gleich neben den beiden gläsernen Neuwagentürmen. In dem wird nicht nur das teure Stück übergeben. Der neue Besitzer kann in der Wartezeit auch schon mal im ersten Stock mit dem Fahrsimulator über virtuelle Pisten brettern.
Hinzu kommen ein Zeithaus und das Konzertcenter, die beide unterhalten und im Sinne von VW auch bisschen belehren wollen. Um „Historie und High-Tech, Risiken und Rekorde“ geht es dort. Da wird die Geschichte des Automobils genauso wie der VW der Zukunft präsentiert. Auch das Thema Umwelt wird immerhin bei den Unterhaltungs-, Lehr- und Werbefilmen, die in vier Kinos laufen, nicht ausgespart. Konzernchef Ferdinand Piëch sieht die Autostadt als „Bekenntnis zum Standort Deutschland“. Gemeint ist sie auch als Konkurrenz zur Expo in Hannover. Möglichst viele Expo-Besucher sollen in Wolfsburg Station machen und sehen, dass der bessere Freizeitpark der von VW ist. Schließlich ist Wolfsburg für Fernreisende auch nur eine Bahnstation von Hannover entfernt. JÜRGEN VOGES
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