Feiermeile auf dem Hochhaus-Flachdach

■ Die Bieterfrist für den Verkauf des Siemens-Hochhauses ist abgelaufen / Das Höchstgebot für die zukünftige Beamten-Aufbewahrungsstätte soll bei 20 Millionen Mark liegen / Die Junge Union Bremen hat eigene Vorschläge für die oberen Stockwerke

Die Idee kam den Funktionären der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union auf einer Party vor drei Wochen: Im obersten 16. Stockwerk des leerstehenden Siemens-Hochhauses am Hauptbahnhof wurde bei schicker Aussicht abgehottet. Schwupp. Da war sie, die Idee. Auf dem Dach könne ein Biergarten entstehen, im Stockwerk drunter hochwertige Gastronomie im Schlachte-Stil einziehen. Dadurch könne ein „weiterer attraktiver Gastronomie-Standort in der City entstehen, der durch seine Aussichtsmöglichkeiten für Touristen und Bremer gleichermaßen interessant sein dürfte“, erklärte wenig später Sören Krüger, stellvertretender JU-Landesvorsitzender.

„Die Gegend um das Haus ist doch tot“, sagt auch JU-Chef Claas Rohmeyer, ebenfalls Partygast. Dem Windproblem auf dem Dach würde man wohl mit einer Glaskonstruktion beikommen. Ginge es nach Rohmeyer, könnte zudem ein Fitness-Center oder anderer Publikums-Magnet in die oberen Stockwerke einziehen. Zusammen mit dem geplanten Bürger-Zentrum im Erdgeschoss könne so die Gegend wieder belebt werden. Das Nutzungskonzept des Senats für die ungeliebte Immobilie sieht vor, verschiedene senatorische Behörden in das Hochhaus umzusiedeln.

Bis es so weit kommt, wird noch etwas Zeit vergehen. Oder doch nicht? Besitzerin des Gebäudes ist die Bremer Investitions Gesellschaft (BIG) – für überteuerte 20 Millionen Mark wurde dem Siemens Konzern das Gebäude vor zwei Jahren abgekauft. Seitdem wird gerätselt, was man mit dem architektonischen Desaster anfangen kann. Gestern aber meldete die „Welt“: Die BIG werde nun dem Senat vorschlagen, das Siemens-Hochhaus zu verkaufen. Die Firma Zechbau habe „deutlich über“ 20 Millionen Mark geboten.

Über das Zech-Interesse an der Immobilie wird schon seit Januar gemunkelt. Zech hatte einen Brief an Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) geschrieben, in dem er sein Interesse an der Immobilie bekundet. Kurz vorher hatte der Senat das Nutzungskonzept für das Haus abgenickt. Ein Großteil der 16 Stockwerke soll mit Beamten gefüllt werden. Für Investoren eine Goldgrube: Vater Staat ist ein zuverlässiger Mieter. Und im Frühjahr 1999 schätzte man die Mietkosten für die verschiedenen Behörden im Siemens-Hochhaus auf 2,1 Millionen Mark pro Jahr. Kleines Problem: Das Haus muss für die Beamten hergerichtet werden. Kosten: zwischen 12 und 16 Millionen Mark.

Die große Preisfrage ist nun, wieviel Geld die Investoren tatsächlich für das Haus springen lassen. Ein Insider sprach gegenüber der taz von „um die 20 Millionen“. Doch unklar ist, wie die Umbaukosten auf den Kaufpreis umgelegt werden. „In der Tat ist es so, wenn man veräußert, dass auch das Thema Umbaukosten dabei eine Rolle spielen wird“, hatte Senator Perschau im Januar auf eine Frage des Grünen-Abgeordneten Dieter Mützelburg geantwortet. Wie stark das den Preis drücken wird, wollte er allerdings nicht verraten.

Dass Zechbau nun das Rennen machen könnte, wollte BIG-Sprecher Thomas Diehl gestern nicht kommentieren. „Mehrere“ Interessenten hätten neben Zech ihre Gebote abgegeben, sagt er. Inzwischen sei die Bieterfrist abgelaufen, alle Gebote würden nun geprüft. Bis die Junge Union ihre erste Wahlparty auf dem Dach feiern kann, wird also noch etwas Zeit vergehen. cd