piwik no script img

Haben Sie es nicht klein ?

Service-Geheimnis: In Bussen gibt es auch bei großen Scheinen Fahrkarten  ■ Von Susie Reinhardt

Er ist sowieso schon spät dran und als es auch noch anfängt zu regnen, entscheidet sich Peter H. für den Bus. Aber als er die zwei Mark siebzig mit einem Fünfzig Mark Schein bezahlen will, kann die Busfahrerin nicht wechseln. Ihre Schicht habe gerade begonnen. Sie redet von „Zumutung“. Die anderen Fahrgäste können oder wollen auch nicht helfen. Einige schütteln den Kopf, wollen weiterfahren. Peter H. kann keinen Fahrschein lösen, er muss wieder aussteigen.

Das hätte er nicht tun müssen: Seit Anfang des Jahres sind sämtliche Busse des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) mit einem Fahrkartendrucker ausgestattet, mit dem BusfahrerInnen auf simplen Knopfdruck Belege für überzahlte Beträge ausstellen können. Der Fahrgast „erhält vom Busfahrer seinen Fahrschein und eine Quittung über den Restbetrag, den der Verkehrsbetrieb ihm schuldet“, erklärt Jürgen Kleie, Fahrdienstmanager der Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG), die jährlich etwa 37,8 Millionen Busfahrgäste im Großraum Hamburg transportiert.

Werner Jenckel, Busfahrer beim Konkurrenzunternehmen Hamburger Hochbahn AG (HHA), 181 Millionen Busfahrgäste, erläutert: „Es gibt immer Leute ohne Zeitkarte, die einen Einzelfahrschein brauchen. Zu Beginn der Schicht habe ich meist 50 Mark in der Kasse. Wenn andere Fahrgäste nicht aushelfen, kann es eng werden.“ Sein Kollege Thomas Scheller kennt „Stress mit Fahrgästen“ die sich „weigern auszusteigen, wenn ich kein Wechselgeld habe“. Zur Not macht er vom Hausrecht Gebrauch und „schmeißt sie raus“.

PVG und HHA bieten zwei Möglichkeiten, die Quittungen einzulösen: sich das Geld in bar bei der jeweiligen Geschäftsstelle (Schenefeld, beziehungsweise Steinstraße) abholen – das könnte den Fahrgast allerdings mehr kosten, als er erstattet bekommt. Oder: „Einfach unter der auf der Quittung angegebenen Telefonnummer Namen und Kontonummer angeben, und sich den Betrag überweisen lassen“, empfiehlt die Pressesprecherin der PVG, Susanne Rieschick-Dziabas.

Die PVG, die „für das Jahr 2000 drei Fortbildungstage für BusfahrerInnen zum Thema Kundenfreundlichkeit“ anbietet, hat noch weiter gedacht. Damit der Fahrgast, der mit einem großen Schein bezahlt, nach dem Lösen nicht mittellos da steht, „sind die Busfahrer angewiesen, dem Kunden auf Wunsch das Wechselgeld bis auf zwanzig Mark in bar auszuzahlen und die Quittung über den Restbetrag auszustellen“, erklärt der Fahrdienstmanager.

Das Angebot, überzahltes Fahrgeld kostenfrei zu überweisen, „wird eigentlich nie, höchstens einmal pro Jahr in Anspruch genommen“, so Kleie. Auch „bei der HHA kommt das ganz selten vor“, bestätigt Joachim Häger von der Pressestelle. Das liegt wohl daran, dass es bis jetzt weder in den Informationsbroschüren der Verkehrsbetriebe auftaucht, noch von allen BusfahrerInnen in entsprechenden Situationen angeboten wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen