: Unmik schränkt Pressefreiheit ein
PRIŠTINA dpa ■ Britische Soldaten und Polizisten der UN-Mission im Kosovo haben das Medienhaus in der Provinzhauptstadt Priština abgeriegelt. Kein Redakteur, kein Fotograf darf seit dem Wochenende mehr in die Redaktion der albanischen Tageszeitung Dita (Der Tag).
Auf Anordnung der UN-Verwaltung (Unmik) schränken die Soldaten die Freiheiten ein, die ihr Einmarsch vor einem Jahr ermöglicht hat. Der Grund: ein serbischer UN-Mitarbeiter ist nach einem Artikel in Dita von Unbekannten ermordet worden. Er war mit Foto, Namen und Adresse in der Lokalzeitung als serbischer Paramilitär bezeichnet worden. Der Herausgeber der Tageszeitung, Behlul Beqaj, protestiert: „In der UN-Resolution steht nirgendwo, dass Medien verpflichtet sind, Fakten zu verstecken und sie nicht transparent zu machen.“
Der umstrittene Artikel war am 27. April erschienen. „Wenn Petar zu Peter wird“, lautet die Überschrift. Gestützt auf Aussagen der Nachbarn wurde in empörter Tonlage berichtet, wie der Serbe Petar Topoljski, der zusammen mit seinem Vater in Verbrechen verstrickt sei, jetzt in der UN-Verwaltung arbeite. „Sie raubten, plünderten und sie schlugen und vertrieben ihre albanischen Nachbarn aus ihren Häusern“, schrieb die Zeitung. Zwei Wochen nach dem Artikel wurde der 25-jährige bei Priština erstochen aufgefunden.
Während Dita die Veröffentlichung weiterer Fälle ankündigte, veranlasste Unmik-Leiter Bernard Kouchner am Samstag das Vorgehen gegen die Zeitung. Zur Begründung verwies er auf die „gegenwärtigen Umstände im Kosovo“ und eine Gefährdung weiterer UN-Mitarbeiter.
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die verfahrene Lage im Kosovo. Angesehene Journalisten in Priština reagieren mit scharfer Kritik. Der Herausgeber der Zeitung Koha Ditore, Veton Surroi, bewertet den Schritt gegen Dita als Mangel an staatlichen Institutionen. „Falls Kouchner ein Zeichen der Toleranz gegen ethnische Gewalt setzen wollte, hat er das Gegenteil erreicht.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen