: Expo schifft ab
Negativer Besucherrekord: Angeblich nur 25.000 Gäste am ersten Wochenende. BKA ermittelt wegen Hakenkrallen in Bahn-Oberleitungen
HANNOVER dpa/ap ■ Die Expo bricht alle Rekorde – im Minusbereich. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung von heute sind am Sonntag nur 16.000 Besucher gezählt worden statt der erwarteten 300.000 Menschen. Selbst wenn Störungen an den Eingangsdrehkreuzen eingerechnet würden, sei die tatsächliche Besucherzahl kaum höher als 25.000. Diese Zahlen würden laut SZ von den Veranstaltern streng vertraulich behandelt.
Offizielle Besucherzahlen gibt es bislang keine. Anderen Schätzungen zufolge sollen in den ersten vier Tagen rund 360.000 Menschen auf dem Gelände gewesen sein, am Montag 70.000. Bis Ende Oktober soll die Expo 40 Millionen Gäste anziehen, das macht täglich 260.000.
Ein Betreiber von Souvenirläden will sich angesichts der Besucherpleite schon jetzt von etwa 120 Mitarbeitern trennen. Ihre Zeitarbeitsverträge sind bereits gekündigt, sagte die Sprecherin der Zeitarbeitsfirma Adecco gestern. Derzeit sind etwa 4.700 Menschen mit Adecco-Verträgen bei der Expo beschäftigt. Auf Computer-Pannen beim Kartenverkauf haben die Veranstalter inzwischen reagiert. Sie wollen die Zusammenarbeit mit ihrem Partner Deutsches Reisebüro ausbauen und Probleme beim Buchungssystem „Start“ abstellen.
Neue Anschläge auf Bahnstrecken rings um die Expo-Stadt Hannover haben unterdessen die Generalbundesanwaltschaft auf den Plan gerufen. Wegen des Verdachts „der Bildung einer terroristischen Vereinigung“ hat sie nach einem vermutlich von Expo-Gegnern verübten Anschlag auf die ICE-Strecke Hannover – Hamburg das Verfahren an sich gezogen. Das Bundeskriminalamt wurde mit den Ermittlungen beauftragt. Die Täter werden außerdem des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr verdächtigt.
Bei dem Anschlag war am Montagmorgen ein Güterzug in eine Hakenkralle gefahren, die bei Garßen in die Oberleitung der ICE-Strecke eingehängt worden war. Ein Güterzug in Richtung Norden bremste kurz vor einer zweiten Hakenkralle rechtzeitig ab. Auch auf der Strecke Hannover – Hamm kam ein ICE auf einer Leerfahrt dank eines Eisenhakens im Fahrdraht durch Nothalt zum Stehen.
Der Bundesgrenzschutz fand nach eigenen Angaben in der Nähe des Tatortes bei Eschede drei Flugblätter mit der Aufschrift „Expo No“. Unter dieser Parole rufen linke Gruppen im Internet zum Widerstand gegen die Expo 2000 auf, die sie als „Propagandashow der Großkonzerne“ ablehnen. Die Generalbundesanwaltschaft ermittelt schon seit Jahren wegen Straftaten gegen die Expo 2000. Sie vermutet hinter den Anschlägen nicht Einzeltäter, sondern „eine fest strukturierte Gruppe“.
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