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PDS-Mann kämpft für Kirchenmoral

Ein Werbeplakat für Mineralwasser an einem Baugerüst an der Marienkirche am Alex erzürnt den Baustadtrat von Mitte, Thomas Flierl (PDS). Der ordnet an, dass das Plakat beseitigt wird, und wirft der Kirche vor, anschaffen zu gehen

von PHILIPP GESSLER

Der Baustadtrat von Mitte, Thomas Flierl (PDS), hat wieder zugeschlagen: Nach seinem Widerstand gegen ein Expo-Werbeplakat am Pariser Platz im Februar hat er nun auch eine Mineralwasserwerbung an dem Baugerüst um den Turm der Marienkirche am Alexanderplatz verboten. Die Werbung sei nicht genehmigt, teilte Flierl gestern in einer Pressemitteilung unter der Überschrift „Kirche geht anschaffen“ mit. Der Bezirk habe deshalb eine „Beseitigungsanordnung“ erlassen.

Der Gemeindekirchenrat habe sich für die Installation des Werbeplakats entschieden, erklärte Superintendent Joachim Koppehl. Er war mehr als zwanzig Jahre Pfarrer dieser zweitältesten Kirche der Stadt und vertritt Pfarrer Ulf Lunow während dessen Urlaub. Ziel sei es, die Sanierungsarbeiten am maroden Turm aus dem 18. Jahrhundert finanzieren zu können.

Weder die Landeskirche noch der Staat oder die Gemeinde habe dafür genug Geld, so Koppehl. In zwanzig, dreißig Jahren werde sich niemand mehr an das Plakat erinnern. Aber wenn man jetzt nichts tue, werde man dann gefragt werden, warum man die Kirche habe verfallen lassen, betonte der Superintendent.

Wie viel Geld durch die Werbung eingenommen werde, wollte Koppehl nicht sagen. Er legte jedoch Wert darauf, dass nach Auskunft seiner Juristen Werbung an einem Baugerüst nicht genehmigungspflichtig sei. Landesbischof Wolfgang Huber sei im Vorfeld über die Maßnahme informiert worden.

Flierl hob dagegen hervor, das über 2.700 Quadratmeter große Plakat sei installiert worden, obwohl die Denkmalbehörde vorher angekündigt habe, dass sie dies der Gemeinde untersagen werde. Anders als bei der umstrittenen Werbung um die Gedächtniskirche in Charlottenburg habe es zuvor keine Debatte und auch keine Genehmigung gegeben. Als „herausragendes Einzeldenkmal“ gehöre die Marienkirche der Allgemeinheit und unterstehe deshalb dem Denkmalschutz.

Flierl zog eine Analogie zum Rotlichtmilieu: Wie dort wirke diese Werbung nur, wenn in der Umgebung der Kirche niemand anderes dieselbe Idee habe: „Das heißt, sie muss nicht nur anschaffen gehen, sondern sie muss auch die Konkurrenz vertreiben, sie braucht einen Zuhälter.“ Koppehl wies diesen Analogieschluss empört zurück: „Das fällt auf die Leute zurück, die so etwas sagen.“

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