: Von Mühlen und Menschen
Pfingstmontag ist mal wieder Mühlentag. In Schleswig-Holstein und Hamburg öffnen sich 60 von ihnen ■ Von Sandra Wilsdorf
Sie heißen Johanna, Amanda, Gisela, Anna, Elfriede oder Fortuna. Dabei bringen sie nicht immer nur Glück, sondern manche von ihnen haben ihre Besitzer finanziell sogar ruiniert. Denn sie zu erhalten, ist teuer. Aber das ist Pfingstmontag egal, da ist wieder Deutscher Mühlentag und Wind- und Wassermühlen zeigen sich. Der „Verein zur Erhaltung der Wind- und Wassermühlen in Schleswig-Holstein und Hamburg“ öffnet knapp 60 Kulturdenkmäler.
Einige von ihnen werden in Aktion zu erleben sein. Viele Mühlen bieten ein komplettes Programm mit Essen, Getränken, Musik und anderen Vorführungen sowie dem Verkauf von Mühlenprodukten. Im vergangenen Jahr sind über hunderttausend Gäste zum Mühlentag gekommen. „Wir freuen uns, dass die Wind- und Wassermühlen einen Tag im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen“, sagt Vereinsvorsitzender Hans-Jakob Tiessen.
In Hamburg öffnen sich vier Mühlen: In Bergedorf gibt es beispielsweise Führungen durch die Windmühle „Glück zu“, in Curslack durch die „Kokerwindmühle“ im Freilichtmuseum Rieck Haus, in Kirchwerder gibt es darüber hinaus Kunstgewerbe zu kaufen. In Wilhelmsburg zeigt sich die Windmühle „Johanna“, außerdem finden hier Inselgottesdienst, Jazz-Frühschoppen, Kunsthandwerkermarkt und Kinderprogramm statt. Zu essen und trinken gibt es auch. Auch in Braak, Glinde, Henstedt-Ulzburg, Barmstedt und Tritttau sind Mühlen zu besichtigen.
Den Verein zur Erhaltung der Wind- und Wassermühlen in Schleswig-Holstein und Hamburg hat sich vor 40 Jahren gegründet, als das Wort vom „Mühlensterben“ aktuell war. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es beispielsweise in Schleswig-Holstein noch mehr als 1000 Mühlen, mehr als doppelt so viele wie Kirchtürme. 1960 waren es nur noch 91.
Die oft jahrhundertealten Gebäude instandzuhalten, konnten sich viele Müller nicht leisten. Die Zeiten des Windes als billige Energie waren auch vorbei, und so setzte ein Umdenken ein: Die Mühlen wurden nicht mehr wegen ihrer wirtschaftlichen, sondern wegen ihrer kulturhistorischen Bedeutung geschätzt.
Mühlenbesitzer und Mühlenvereine kümmern sich seitdem um den Erhalt der Bauwerke. Seit den 80er Jahren gibt es eine regelrechte „Mühlenrenaissance“, denn „die Menschen mögen Mühlen“, glaubt der Vereinsvorsitzender Tiessen. Das liege an ihrer Schönheit, aber auch an ihrer Technik, die „einfach genial“ sei.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen