Sonne auf der Weltmesse

Die SolarEnergy, die heute in Berlin beginnt, hat sich zur „Weltmesse für erneuerbare Energien“ gemausert. Vom Anspruch, „Solarhauptstadt“ zu sein, ist Berlin jedoch noch weit entfernt

von GRIT FRÖHLICH

In den Messehallen unterm Funkturm scheint keine Sonne. Bei Kunstlicht präsentieren ab heute 250 Aussteller drei Tage lang ihre neusten Entwicklungen rund um Sonnen- und Wind-Energie auf der 3. SolarEnergy. Nach Angaben der Veranstalter überflügelt die Messe in diesem Jahr damit die bisher größte Ausstellung dieser Art in Amsterdam.

„Weltmesse für erneuerbare Energien“ nennt sich die SolarEnergy ab diesem Jahr auch. Dem entsprechende politische Prominenz hat sich angesagt. Der Generalsekretär der World Solar Comission der UNO, Boris Berkovski, eröffnet die Messe; Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) und der hiesige Umweltsenator Peter Strieder (SPD) sonnen sich im positiven Image der SolarEnergy. Tatsächlich gibt es auf der „Weltmesse“ weniger internationale Aussteller als der Name erwarten läßt. Berliner Firmen und Unteraussteller machen einen beträchtlichen Anteil aus.

Die Solarenergie ist eine Technologie, die im Moment noch stark von den staatlichen Rahmenbedingungen abhängt. „Berlin ist der Ort, wo in Deutschland die Fäden zusammenlaufen“, begründet Veranstalter Rainer Heinzel die Wahl des Messestandorts. Doch jenseits der Messehallen ist Berlin weit entfernt von Strieders Konzept der „Solarhauptstadt“. Was die Nutzung von Solarenergie betrifft, hinkt Berlin dem Bundesdurchschnitt hinterher. Gegenwärtig sind in Berlin rund 500 fotovoltaische Anlagen mit der Kapazität von zwei Megawatt in Betrieb. Pro tausend Einwohner kommt die Stadt auf 5,9 Quadratmeter Solarfläche, der Bundesdurchschnitt liegt bei 7,9 Quadratmetern.

Die komplizierten Förderungsregelungen für Solaranlagen sind nach Ansichten des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) schuld an dem Berliner Armutszeugnis. Einen Führer durch den „Förderdschungel“ will die BBU deshalb auf der Messe präsentieren. Ein weiterer Grund seien die ständig drohenden Haushaltssperren des Berliner Senats, die eine langfristige Planung nicht möglich machten.

Für den energiepolitischen Sprecher der Grünen, Hartwig Berger, liegen die Ursachen anderswo. Die freiwillige Vereinbarung der Berliner Wirtschaft von 1997, mehr Solaranlagen in der Stadt zu schaffen, an der auch die BBU beteiligt ist, habe ihr Ziel verfehlt. Die freiwilligen Verpflichtung müsse durch eine Solaranlagen-Verordnung ersetzt werden. Berger: „Der so genannte Förderdschungel ist nur eine faule Ausrede.“