: Vom Krieg verfolgt
■ SchülerInnen der Jahnschule auf den Spuren der Bomben in Serbien: Kopfschütteln über „humanitäre Gründe“
Die Angst, die NATO-Bomben verursachen, hat Maria persönlich zu spüren bekommen. Gegenüber dem Hochhaus, in dem die Hamburger Schülerin bei einer jugoslawischen Familie zu Gast war, steckt eine Bombe, die bis heute nicht explodierte – und aus Kostengründen nicht entschärft werden kann. Der unter deutscher Beteiligung geführte Krieg gegen Jugoslawien hat eine SchülerInnengruppe der Eimsbütteler Jahn-Schule ins serbische Kragujevat geführt und dort in jedem Gespräch und an fast allen Orten verfolgt, die sie in der Woche ihres Besuches Ende Mai aufsuchten.
„Wenn wir Jugendlichen erzählt haben, dass in Deutschland der Krieg mit humanitären Gründen legitimiert wurde, führte das zu Kopfschütteln“, berichtet einer der Austauschschüler.
Zusammengefunden haben sich die 14 Mädchen und Jungen bereits während des Krieges vor einem Jahr. Misstrauisch gegenüber der „einseitigen Hetze gegen das Volk der Serben“, so Schüler Aljosha, haben sie Kontakt zu einem Lehrer aus Kragujevat aufgenommen. Am 26. Mai reiste die SchülerInnengruppe dann als erste seit der Öffnung des Ostens 1989 nach Jugoslawien.
Dort besuchte sie auch eine Gedenkstätte, die an 300 Schülerinnen des Gymnasiums Kragujevat erinnert, die 1941 von der Deutschen Wehrmacht ermordet wurden. Ein angrenzendes Museum wurde durch NATO-Bomben beschädigt. „Es war komisch zu sehen, dass eine Gedenkstätte, die an die Verbrechen der Deutschen erinnert, durch NATO-Bomben zerstört worden ist“, sagt Mauricio, einer der Austauschschüler.
Im September wollen die JahnschülerInnen die Jugendlichen nach Hamburg einladen, die sie in Kragujevat kennengelernt haben. Der Austausch soll kein einmaliges Projekt bleiben, sondern ab jetzt jedes Jahr organisiert werden. Die Mädchen und Jungen der Jahn-Schule hoffen, dass auch andere Hamburger Jugendliche Kontakt zu Gleichaltrigen in Jugoslawien aufnehmen. Es gebe bereits viele Nachfragen von anderen Schulen.
Elke Spanner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen