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Drehungen im freien Fall

Die Meisterschaften der Kunst- und Turmspringer bieten gute Leistungen. Aber nur wenige Zuschauer kommen

42 Stufen sind es bis hinauf auf den Turm. In zehn Meter Höhe tänzeln die Wasserspringer nervös herum. Bevor sie ihren Körper in aberwitzigen Drehungen verwinden, werfen sie ein kleines Tuch hinab. Sekunden später stürzen sich die Athleten nach unten, ungleich schneller als das Tuch, das ihnen als textiler Vorspringer dient. Unten wischen sie mit dem Stofffetzen ein paar virtuelle Schweißtropfen ab, was sagen soll: alles gutgegangen.

Ein paar Zuschauer verlieren sich in der Schwimmhalle des Europa-Sportparks an der Landsberger Allee. Die Deutschen Meisterschaften der Kunst- und Turmspringer werden ausgetragen, und das Publikum klatscht immer dann besonders heftig, wenn es beim Eintauchen kaum spritzt. Das ist das Bewertungskriterium der Laien. Das, glaubt Walter Alt, macht die Sportart, „eine der besten in Deutschland“, auch für ein breites Publikum interessant.

Doch es hat seine Gründe, warum nur wenig Berliner die Sprünge einer Dörte Lindner in Hochform, von Jan Hempel oder Ditte Kotzian sehen wollen. Keine Zeitung oder Radiostation schloss einen Kooperationsvertrag mit den Springern vom Deutschen Schwimm-Verband ab. Ein Kamerateam vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen war auch an keinem der Pfingsttage zugegen, weil, wie es hieß, alle bei der Fußball-EM im Einsatz seien.

Pech auch, dass Annika Walter, Olympiazweite vom Turm 1996, in dieser Saison nicht zum Zuge kam. Nach der Medaille vermarktete die 25-jährige Rostockerin ihren Körper im Playboy; sie wurde zur Imageträgerin für die Springer. Durch eine Kapselverletzung an der Hand schaffte sie jedoch auch in Berlin die Olympianorm für Sydney nicht. Sie wurde nur Dritte hinter Kotzian vom TSC Berlin und der Leipzigererin Ute Wetzig, die mit 510,90 Punkten gewann.

MARKUS VÖLKER

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