: Bremens Straßenbahnen rollen weiter – Streik ist abgewendet
■ Drohender Streik: ÖTV und Arbeitgeber haben sich geeinigt auf knapp unter zwei Prozent mehr Lohn
Kommando zurück, es wird nicht gestreikt. Busse und Straßenbahnen der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) und der Delmenhorster Delbus GmbH werden heute wie gewohnt fahren. Gestern nachmittag hatten die Gewerkschaft ÖTV und der Kommunale Arbeitgeberverband Bremen (KAV) kurz vor Toresschluß noch eine Tarifeinigung erzielt. Beide Seiten äußerten sich mehr oder weniger erfreut über den Kompromiss. Diesem waren insgesamt sieben Verhandlungsrunden vorausgegangen.
Konkret: In einem Tarifvertrag zur Arbeitsplatz- und Einkommenssicherung sind die Arbeitsplätze der insgesamt 2.500 Beschäftigten von BSAG und Delbus AG bis zum 31. Dezember 2009 gesichert. Weiterhin werden Lohn und Gehalt ab dem 1. August 2000 um 80 Mark monatlich erhöht, ab dem 1. September 2001 um weitere 2 Prozent (Laufzeit: bis zum 31. Oktober 2002). Für die Monate April bis Juli 2000 gibt es einmalig 370 Mark.
Sektkorken würde man keine knallen lassen, sagte KAV-Verhandlungsführer Hubert Resch gegenüber der taz. Die Einigung sei „eine starke Belastung für das Unternehmen“. Gleichwohl: Es sei gut, dass diese „schwierige Kiste“ gelöst sei. Er bewertet das Ergebnis immerhin als einen wichtigen Schritt zur Sicherung des Unternehmens. Auf Seiten der ÖTV war die Laune scheinbar besser: „Wir sind zufrieden“, so Verhandlungsführer Immo Schlepper, „wir haben unsere zentralen Forderungen durchgesetzt“.
Der Abschluss liegt nach Angaben der BSAG etwa 0,5 Prozent unter dem im öffentlichen Dienst. Dafür bekommen die Beschäftigten einen – wenngleich zeitlich begrenzten – Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen. Im Gegenzug musste sie diverse Kröten schlucken: Unter anderem eine neue Gehaltstruktur mit niedrigerem Einstiegsgehalt für Fahrer (von bisher 3.400 Mark auf 3.200), eine Verlängerung der Lohnstufen – man muss mehr Jahre arbeiten, um den Höchstlohn zu bekommen – und als dicksten Brocken: die Gründung einer BSAG-Tochtergesellschaft mit privater Beteiligung – und erstmals deutlich niedrigerem Lohnniveau.
Als einen Erfolg bewertet die Gewerkschaft hingegen, dass „sämtliche Forderungen der Arbeitgeber“, das Tarifniveau der jetzt Beschäftigten zu senken – wie beispielsweise die Streichung von Zulagen und Zuschlägen – erfolgreich abgewehrt worden seien.
Zu hundert Prozent gebannt ist die Gefahr eines Streiks im öffentlichen Personennahverkehr allerdings noch nicht: Nachdem die gewerkschaftliche Tarifkommission gestern der Einigung zugestimmt hatte, müssen nun mehr als ein Viertel der Mitglieder ein positives Votum abgeben. ÖTV-Mann Schlepper geht aber davon aus, dass dies Anfang nächster Woche geschehen wird. hase
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