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Deponiebrühe im Griebnitzsee

Ein Rechtsstreit zwischen BSR und Umweltverwaltung verzögert die Sanierung der Deponie Wannsee. Grüne warnen vor Verseuchung von Grundwasser und Griebnitzsee

Die bündnisgrüne Fraktion wird Strafanzeige gegen die Senatsverwaltung für Umwelt stellen. Die Grünen werfen der von SPD-Senator Peter Strieder geführten Verwaltung Versäumnisse bei der Sanierung der stillgelegten Mülldeponie Wannsee vor. Auf der 1954 angelegten Deponie wurden neben Hausmüll und Bauschutt auch Industrieabfälle und Sondermüll gelagert, darunter auch Altöle und Flüssigschlämme.

Die grüne Abgeordnete Claudia Hämmerling warnte gestern vor einer Verseuchung des Griebnitzsees und des Grundwassers. Sie beruft sich auf ein Gutachten, das der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung seit Oktober 1995 vorliegt. Darin wird eine bis zu 6fache Überschreitung der Grenzwerte für Alkyl und Chlorphenole, Monochlorbenzol, Nickel, Arsen und Ammonium festgestellt. Die Stoffe wurden im Schichtenwasser gefunden, einer Wasser führenden Gesteinsschicht, die oberhalb des Grundwassers verläuft.

Das Gutachten, das der taz in Auszügen vorliegt, konstatiert eine „hohe Gefährdung für das tiefer liegende Grundwasser“ und empfiehlt die „zügige Durchführung von Dekontaminierungsmaßnahmen“. Zum Zeitpunkt der Untersuchung sei zwar aktuell kein Schichtenwasser beobachtet worden. Bodenproben aus dem Gebiet belegten jedoch zurückliegende Deponieemissionen.

Nach Angaben der grünen Abgeordneten Claudia Hämmerling gelangen aus der 52 Hektar großen Müllhalde „täglich eine Million Liter kontaminiertes Deponiesickerwasser“ in den Griebnitzsee. BSR-Sprecherin Sabine Thümler hält diese Zahl jedoch für weit überzogen. „Nicht jeder Liter Regenwasser, der in die Deponie eindringt, läuft in der gleichen Menge unten wieder raus“, sagte Thümler. Die BSR überwache dort das Grundwasser. „Wenn man nichts tun würde, würde das Sickerwasser das nächstgelegene Wasserwerk in tausend Jahren erreichen.“

Bei der Stilllegung der Deponie 1982 sei versäumt worden, die Sanierung anzuordnen, sagte Thümler. Umweltsenator Peter Strieder (SPD) hat zwar am 9. Juli 1999 die Sanierung der Deponie angeordnet, doch die BSR klagt dagegen. Strittig ist, ob die BSR, die Ende der 90er-Jahre in eine Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt wurde, Rechtsnachfolgerin des zuvor landeseigenen Betriebs ist. Davon hängt es ab, ob die Sanierung aus Steuergeldern oder aus den Müllgebühren finanziert werden muss. Die von der BSR favorisierte Minimalsanierung würde rund 20 Millionen kosten. Die Umweltverwaltung will eine aufwändigere Sanierung, die das Dreifache kosten würde. DOROTHEE WINDEN

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