: Debatte in der Manege
Mitte Juli findet in Hohenschönhausen der „1. Internationale Kongress der Kinder- und Jugendzirkusse“ statt. Schulen sollen die zirzensischen Mittel stärker nutzen
Drei Wochen noch, und Hohenschönhausen wird zur Manege für Nachwuchsjongleure und -zauberer aus aller Welt: Vom 10. bis zum 14. Juli findet auf dem Gelände des Sportforums der „1. Internationale Kongress der Kinder- und Jugendzirkusse“ statt. Unter der Schirmherrschaft von Familienministerin Christine Bergmann (SPD) wollen jugendliche Artisten aus Deutschland, Belgien, England, Russland und der Schweiz miteinander, aber auch mit Bildungsexperten, Sportpädagogen und anderen Wissenschaftlern die Zukunft der Zirkuspädagogik diskutieren. Außerdem werden die elf Zirkusse Vorstellungen und Manegenpartys geben. Veranstalter ist der Berliner Zirkus Cabuwazi, nach eigenen Angaben inzwischen Deutschlands größter Kinder- und Jugendzirkus. In Kreuzberg, Treptow, Altglienicke und Marzahn betreut Cabuwazi über 650 Kinder ab zehn Jahren.
„Vollkommen hingerissen“ von dem Anblick jugendlicher Jongleure, Trapezkünstler und Äquilibristen hatte auch der Regisseur und Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff sich gestern auf den Weg in das Kreuzberger Cabuwazi-Zelt gemacht, um der Vorstellung des Kongresses zu ein wenig Prominenz zu verhelfen. In der Tat würden in den Zirkussen „wirkliche Artisten“ ausgebildet. „In der Manege treten Kinder von der Straße vor Kindern von der Straße auf – etwas Schöneres kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.“
Der Kongress soll sich mit ernsthaften Aspekten der Zirkuspädagogik beschäftigen. Die Entwicklung der Mitmach-Zirkusse in den letzten 20 Jahren spricht für sich: Etwa 200 Kinder- und Jugendzirkusse soll es inzwischen bundesweit geben. „Zirkus wird untrennbar verknüpft mit dem Gefühl, in Bewegung zu sein“, konstatierte Christine Kälbel von Cabuwazi, „für Kinder ist das ganz wichtig: losgehen, schauen, was passiert, irgendwo ankommen.“ Auch das Gefühl, dass alle zusammenarbeiten müssten, sowie der Umgang mit nonverbaler Kommunikation seien wichtige Erfahrungen. Ein Ziel des Kongresses ist deshalb, zirzensische Mittel und Ausdrucksformen stärker auch in die Schulen zu tragen.
JEANNETTE GODDAR
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