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Wall-Street-Mafia aufgeflogen

FBI deckt riesigen Aktienschwindel in USA auf: 120 Verdächtige, darunter viele Mafiosi, werden wegen Betrugs mit virtuellen Wertpapieren an der New Yorker Börse angeklagt

NEW YORK dpa/afp ■ Langwierige verdeckte Ermittlungen der New Yorker Justiz haben einen riesigen Börsenschwindel ans Licht gebracht. Verwickelt sind 120 Verdächtige, unter ihnen Mitglieder aller großen Mafiafamilien von New York und Umgebung. Gegen die mutmaßlichen Täter wurde jetzt Anklage erhoben, wie Bundesanwältin Mary-Jo White bekannt gab. Die Betrüger hatten das Aktienfieber an der Wall Street genutzt, um illegal rund 50 Millionen Dollar (mehr als hundert Millionen Mark) zu verdienen. Sie verkauften Anteile an Internetfirmen, die später niemals an die Börse kamen. Außerdem trieben sie mit Hilfe korrupter Aktienhändler die Wertpapiere von Kleinunternehmen in die Höhe, so dass die Betrüger den Spekulationsgewinn abschöpfen konnten.

White zufolge handelt es sich um den größten Börsenschwindel, der je in der Geschichte der USA aufgedeckt wurde. Die Mafiafamilien Bonanno und Colombo sollen das System von 1995 bis Anfang dieses Jahres betrieben haben. Auf ihrer Gehaltsliste standen 57 Börsenmakler, 30 Firmenmitarbeiter, ein Investmentberater, ein Risikofondsmanager und ein mittlerweile pensionierter Kriminalbeamter. Mehr als 120 FBI-Beamte trugen die Beweise gegen die Betrüger mithilfe eines Kronzeugen und durch Abhören von Telefonaten zusammen.

Die meisten der Angeklagten wurden in den vergangenen zwei Tagen bei einer konzertierten Aktion von mehr als 600 Polizisten in mehreren Bundesstaaten festgenommen, sagte White. Ihnen wird eine ganze Palette von Straftaten vorgeworfen: Morddrohungen durch den Einsatz von Auftragskillern, Körperverletzung in mehreren Fällen, Erpressungen, Beamtenbestechungen, Unterschlagungen und betrügerische Manipulationen von Computernetzen.

White zufolge bemächtigte sich die Mafia einer Kapitalgesellschaft, die Aktien von Kleinunternehmen billig aufkaufte. Die „Verbindungen“ des Betrügerkartells hätten bis in den gewerkschaftlichen Pensionsfonds der New Yorker Polizei gereicht. Dessen Schatzmeister sei bestochen und später erpresst worden, Investitionen des Fonds in betrügerische Aktienanlagen zu zeichnen. Der einflussreiche Polizist habe dafür gesorgt, dass Mitglieder der Mafia Waffenscheine und Ausnahme-Parkgenehmigungen erhielten.

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