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„Keine Maulwürfe“

Mountainbiker lieben die Natur, doch jetzt düsen sie auch unter Tage und lassen sich in extra angelegten Reservaten per Skilift auf den Berg fahren

Interview HELMUT DACHALE

Ohne MTB kein Fahrradboom. Doch viele Feld-, Wald- und Wiesen-Biker fühlen sich vom Gesetz verfolgt und von Wanderern verflucht. Die Deutsche Initiative Mountain Bike e.V. (DIMB) engagiert sich für den umwelt- und sozialverträglichen Ritt auf dem Bike durch die Natur. Im taz-Gespräch: Manfred Huchler, Diplom-Biologe und Vorsitzender von DIMB sowie Sprecher des AK Sport und Natur des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR).

taz: Ist MTB fahren eigentlich illegal?

Manfred Huchler: In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Berlin gelten Gesetze, die das Fahren auf Wegen unter zwei oder drei Meter Breite verbieten. In Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen bestehen Regelungen, die auslegungsfähig sind, aber ebenfalls Wegbreitenbeschränkungen beinhalten.

Also ist das MTB umweltgefährdend?

Nein, ist es nicht! Solange auf Wegen und Forst- und Feldstraßen gefahren wird – unabhängig von Wegbreite oder Beschaffenheit des Untergrundes – und nicht abseits davon, ist Mountainbiking eine der umweltverträglichsten Freizeit- und Natursportarten. Und entgegen mancher Behauptung fahren MTBler so gut wie nie querfeldein. 97 Prozent bleiben auf den Wegen. Wissenschaftliche Untersuchungen bescheinigen dem Mountainbiking sogar eine bessere Gesamtökobilanz als dem Wandern.

Doch die Wanderer haben Angst, unter die Räder zu kommen?

Die Mountainbiker bevorzugen nach wie vor die fahrtechnisch interessanten schmalen Wegen, doch dass sich dabei häufig Wanderer und MTBler ins Gehege kommen, stimmt nicht. Die meisten Unfälle passieren auf breiten Wegen, von denen der Großteil auch noch Eigenunfälle der Biker sind. Auf schmalen Wegen erreicht man halt nicht die Geschwindigkeit wie auf breiten Forststraßen. Die Lust auf den Singletrailtrip durch die Natur kann einem Biker am ehesten noch vergällt werden, wenn nach einem Unfall Haft- und Unfallversicherungen nicht zahlen, weil gegen gesetzliche Regelungen verstoßen wurde.

Liegt die Zukunft der Mountainbiker im Reservat oder gar unter der Erde? Mittlerweile sind ja Bike-Parks eingerichtet worden, und im thüringischen Sondershausen soll ein stillgelegtes Kalibergwerk Biker anlocken.

Das Interesse der Mountainbiker muss zuallererst sein, sich für ihren Sport einzusetzen und sich gegen die Gesetze zu organisieren, um nicht kriminalisiert und möglicherweise langfristig in Reservate abgeschoben zu werden. Dies ist einer der Kernpunkte der DIMB. Allerdings unterstützten wir für die Disziplin Downhill die Einrichtung von speziellen Strecken und dazu auch die Beförderung der Bikes in Bergbahnen. Um genau so etwas handelt es sich zum Beispiel in Garmisch bei der Bike Arena und beim BMW-Park am Geißkopf.

Und was passiert in den alten Stollen?

Das Fahren im Bergwerk wird wohl ein paar Leuten in Sondershausen etwas Geld in die Kasse bringen. Doch Mountainbiker sind keine Maulwürfe und auch keine Bergleute auf Fahrrädern. Der Genuss an der Natur und das Erleben der Landschaft steht für die allermeisten im Vordergrund.

Die DIMB setzt sich für ausgeschilderte Strecken ein?

Ausgeschilderte Streckenführungen können Lösungen im Naherholungsbereich der Großstädte bieten. In fast allen bergigen Regionen helfen sie ortsunkundigen Bikern, langwieriges Auffinden zu vermeiden. Doch Wegenetze sind immer nur ein Angebot an die Biker. Wenn jemand nicht den Schildern folgen möchte, wird er es auch nicht tun. Daher ist die Auswahl der von Mountainbikern bevorzugten Wege entscheidend.

1997 wurde Ihrem Verband ein Umweltpreis für die Umsetzung eines MTB-Wegenetzes verliehen. Auch an weiteren Konzeptionen war und ist die DIMB beteiligt. Geht das noch ehrenamtlich?

Nach der Preisverleihung hatten wir zahlreiche Anfragen für die Umsetzung von Wegenetzen erhalten. Das war nicht mehr ehrenamtlich zu erledigen, das hätte jedes Maß gesprengt. Mit einem unabhängigen Planungsbüro wurde deshalb die Möglichkeit geschaffen, professionell das erarbeitete Know-how umzusetzen.

So wurde auch mit einer wesentlich verfeinerten Konzeption 1999 der Mountainbike Park Willingen im Sauerland realisiert, der als beispielhaft gelten kann. Hier wurde sogar eine Strecke genehmigt, die durch eins der bedeutsamsten Naturschutzgebiete in Europa führt. Bei der Ausschilderung wird ein Europa-einheitliches Grundpiktogramm verwendet, mit dem auch in Frankreich die Wegenetze ausgeschildert sind. Unser Nachbarland hat übrigens ein MTB-Wegenetz von rund 33.000 Kilometern, das auch von Mountainbikern mitbetreut wird. Ein eindeutiges Vorbild für Deutschland!

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