piwik no script img

Kinder-Wettbewerb

■ Wohlfahrtsverbände rechnen mit zahlreichen Kita-Schließungen

Der rot-grüne Senat macht sich zur Zeit mit der geplanten Kita-Card-Reform nicht viele Freunde. Gestern taten Hamburgs Wohlfahrtsverbände im Schulterschluss mit der Regenbogen-Gruppe ihre Ablehnung der für 2002 geplanten Strukturreform kund. Da künftig der Wettbewerb unter den Kindergärten verstärkt werde, rechne sie damit, dass jede dritte Einrichtung in den nächsten fünf Jahren schließen müsse, sagte die Sprecherin der freien Wohlfahrtsverbände, Dorothee Salecker, gestern.

Salecker zeigte sich enttäuscht von den bisherigen Verhandlungen mit dem Amt für Jugend: „Ein Konsens konnte bisher nicht gefunden werden.“ Entgegen der Ankündigungen würden Eltern, Kinder und Mitarbeiter in die Beratungen nicht angemessen einbezogen. Die Behörde habe bisher weder zugesagte Daten über den vorhandenen Bedarf vorgelegt noch habe es eine Einigung über die Kriterien für die Platzvergabe gegeben.

In der Debatte um die Kita-Card sei es bisher nur um technische und fiskalische Fragen gegangen, kritisierte auch die Regenbogen-Abgeordnete Heike Sudmann. Es drohe billige Kinderverwahrung statt pädagogischer Förderung. Die ehemalige GAL-Politikerin will deshalb morgen in der Bürgerschaft ein Gutachten beantragen, das die pädagogischen Folgen der Kita-Card untersucht. Da sich die Zeit für Kinderbetreuung künftig streng nach den Arbeitszeiten der Eltern richten soll, sei eine „Zeittaktpädagogik“ zu befürchten, die eine sinnvolle Gruppen- und Beziehungspädagogik unmöglich mache, kritisierte gestern auch Claus Reichelt vom Wohlfahrtsverband Soal.

Jürgen Näther vom Amt für Jugend zeigt sich unterdessen zuversichtlich, dass die Gespräche mit den Verbänden zu einem Konsens führen. „Wir sind mit den Gesprächen noch nicht durch. Noch ist das Projekt nicht voll entwickelt“, sagte er. Nach der Sommerpause will die Behörde den Trägern „Eckpunkte“ zur Reform präsentieren. Spätestens im Dezember soll es einen Gesetzentwurf geben. Kaija Kutter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen