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Größe 36 ist schon fett

■ Immer mehr Mädchen und Jungen mit Essstörungen / Ein Vortrag zu den Gründen

Das Fettsein beginnt mit Größe 36. Das denken immer mehr, Mädchen wie Jungen: Essstörungen nehmen zu. Magersucht, Ess-Brechsucht (Bulimie), aber auch Fettsucht (Adipositas) haben Konjunktur. „Ich weiß nicht mehr, woher ich die Arbeitszeit nehmen soll“, sagt Margrit Hasselmann von der Suchtprävention Bremen – so viele Mädchen suchen um Rat, so oft ist sie in Schulen unterwegs. Ähnliches berichtet Heidemarie Gniesmer vom Elternkreis essgestörter Töchter und Söhne – etwa zehn Prozent der Betroffenen sind männlich. Im vergangenen Jahr zählte Gniesmer 565 Rat suchende Eltern, 17 Prozent mehr als noch im Jahr davor.

Dass eine Frau krank ist, wenn sie nichts isst oder wenn sie bergeweise frisst und danach kotzt, gehört inzwischen zum Allgemeinwissen – Bücher, Filme, Zeitschriften erklären die Betroffenen zu armen Würmchen: gefangen in Zwängen, die einerseits ganz privat sein mögen, andererseits vom öffentlichen Diktat des ewigen Schön- und Knackigseins herrühren. Ein Buch, das von ExpertInnen derzeit hochgehalten wird, ist „Körper machen Leute“ von Waltraud Posch, im Untertitel: „Der Kult um die Schönheit“. Heute Abend hält die 28-jährige Erziehungswissenschaftlerin einen Vortrag zum Thema – vor vollem Haus, so die Veranstalterin Handelskrankenkasse: Gestern waren noch zehn von insgesamt rund 110 Plätzen zu haben. Poschs Verdienst sind keine neuen Erkenntnisse zum Thema, sondern eine griffige, gut lesbare Zusammenfassung der Problematik mit Schwerpunkt auf den gesellschaftlichen Faktoren, sprich: dem Zwang zur Schönheit. sgi

Wer Waltraud Posch zuhören will, obwohl er/sie vielleicht stehen muss: Sie spricht heute Abend um 19.30 Uhr in der Stadtwaage in der Langenstraße.

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