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ozonticket der bvgÜberfällige Initiative

Dass Appelle meist nichts nützen, konnte gestern auch spüren, wer eine Sommergrippe hatte. Die Ozonwerte stiegen stark an, obwohl die Verkehrsverwaltung die Autofahrer aufgefordert hatte, ihr Vehikel – Hauptursache für das Enstehen des Reizgases – stehen zu lassen. Was bleibt also auf Landesebene zu tun? Schließlich hat die rot-grüne Bundesregierung versäumt, die Voraussetzungen für verkehrsbeschränkende Maßnahmen zu schaffen.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Die BVG hat darauf eine Antwort: das Ozonticket. Das ist begrüßenswert. Autofahrer werden so zum Umsteigen auf die öffentlichen Verkehrsmittel ermuntert. Außerdem verbessert die BVG ihr Image – wie ihr dies schon durch Sondertickets beim so genannten autofreien Sonntag oder der Love Parade gelang.

Schade ist allerdings, dass die löbliche Initiative noch nicht über das Planungsstadium hinausgekommen ist. Wussten die Verantwortlichen im Winter noch nicht, dass im Sommer die Sonne mitunter kräftig scheint? Zudem erscheint das Ticketkonzept zu ambitioniert. Den Autofahrern soll ein „Ticket für das Handschuhfach“ nahe gebracht werden, das an bestimmten Ozontagen gültig wird. Dazu gibt es einen Stadtplan auf Diskette, damit der Autofahrer auch den nächsten U-Bahnhof findet.

Ein neues Produkt einzuführen ist jedoch kompliziert und teuer. Einfacher wäre es, an Ozontagen das Normalticket als Tagesticket zu verkaufen. Das hat am autoarmen Sonntag funktioniert. Die BVG befürchtet dadurch Einnahmeverluste. Mehr Fahrgäste bedeuten aber höhere Einnahmen. Bund und Land, die die Initiative begrüßen, könnten die BVG finanziell unterstützen. Gestern war Sommeranfang. Bleibt zu hoffen, dass ein Ozonticket nicht erst zur nächsten Sonnenwende eingeführt wird.

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