: Hochkomische Lyrik ist heikel
Die Auflösung des Leser-Dichtwettbewerbs – 62 Heike-Haiku wurden eingesandt
Heute ist es endlich so weit: Die Sieger unseres Heike-Haiku-Lyrik-Wettbewerbes stehen fest und werden öffentlich bekannt gegeben. Am 8. Juni hatte die Wahrheit-Redaktion angeordnet: „Heike darf nur noch in Form von Haikus besungen werden.“ Eine unerwartete Flutwelle von über 62 mehr oder minder gelungenen Heike-Haiku (für „Haiku“ gibt es keine Pluralform!) überrollte Die Wahrheit – aber hochkomisch, wie die Redakteure es verlangt hatten, war kein einziges. Was tun? Nach einer geraumen Zeit, in der die Einsender mit wilden Flüchen und Schimpfworten belegt wurden, die nicht mal die Redakteure selbst an dieser Stelle zitieren mögen, kam es der Redaktion in den Sinn, die Schuld nicht bei den Teilnehmern, sondern beim Haiku an und für sich zu suchen. Resignierend schreibt Martin Hennig aus Hamburg: „Lustige Haikus / über Heike gibt es nicht / der Name sperrt sich.“ Recht hat er! Die Übung war zu schwer, das Haiku ist schlicht öde. Dennoch möchte sich Die Wahrheit bei all denen bedanken, die die Vorgabe des Versmaßes und anderer Regeln ernst genommen und wenigstens versucht haben, sich daran zu halten. Wie zum Beispiel Dany Hütting mit „Heike bleib mal hier / krieg ich nicht noch Geld von Dir? / Kein Schuldenerlass“; oder Peter Sinram, der „Ein Reim? Hicks! Bitte- / Was – Prost – sagt Schte – Schtepputtat? / Heike? Ach je. Rülps!“ dichtete. Geschmäht werden müssen hingegen alle Kretins, die glaubten, sich an der Wahrheit-Redaktion und an den vorgegebenen Regeln vorbeischmuggeln und uns in teilweise unleserlichem Gekrakel einfach irgendwas schicken zu können, und deshalb unzitiert bleiben. So geht es nicht, Kameraden! Und vor allem Kameradinnen! Und jetzt eine erste und letzte Warnung: Alle Personen, die versuchen, sich mit gefälschten Wahrheit-Klub-Mitgliedsnummern einen Vorteil zu erschleichen, sollen verdammt gut aufpassen, dass sie den Redakteuren ab heute nicht mehr im Dunkeln begegnen. Wir können auch anders! Und nun zu unseren Gewinnern: Nach uferlosen, kontroversen und hitzigen Diskussionen, die zuweilen auch schon mal in schmerzhafte Handgreiflichkeiten ausarteten, konnte sich die zweiköpfige Jury zuletzt auf drei Gewinner einigen:
Der 3. Preis und damit ein schönes Buch eines schönen Wahrheit-Autors geht für ihr herbstliches Haiku an Sibylle Hubatschek-Rahn aus Wiesbaden Erbenheim: „Blühst du nun herbstlich / holde Heike? / – Verzeih, ich meinte Erika!“
Den 2. Preis und eine wunderbare ©Tom-Tasse bekommt Greta H. Krenz aus Hamburg für ihre tiefsinnige Oberflächenlyrik. „O, fall nicht, Heike; / Lyrik ist ein tiefes Loch – / bleib oberflächlich!“
Den 1. Preis, eine wunderbare ©Tom-Tasse und ein superspannendes Haiku-Buch, hat die glückliche Annette Klinkhardt aus Petershausen für ihr heikles Rendezvous-Haiku gewonnen: „Heike am Abend / Sommer, Biergarten, Rotwein / Heikel am Morgen“
Herzlichen Glückwunsch an die drei Gewinnerinnen.
Zum guten Schluss eine frohe Botschaft an die drei bis vier Heike-Schützer, die uns anflehten, Heike nun nicht weiter zu bedrängen: Das war heute (hoffentlich) das letzte Mal, dass wir Heike auf der Wahrheit-Seite belästigt haben. Von jetzt an hat sie (voraussichtlich) Schonzeit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen