Außerfußballerische Defizite

Ex-Teamchef Erich Ribbeck vermag sein Amt erst im zweiten Anlauf niederzulegen

VAALS taz ■ Zum Rücktritt, lange erwartet, brauchte Erich Ribbeck zwei Anläufe. Der erste in Rotterdam, unter sichtbarer Anspannung, scheiterte noch. Von persönlichem „Schmerz“ sprach er und kramte dann einen kleinen Spickzettel hervor. Die Erklärung, sauber vorformuliert? Ein Hilfsmittel, wie bei Altbundespräsident Heinrich Lübke, dem arg Verwirrten, der angeblich für den Fall der Not immer ein Stück Papier mit der Aufschrift „Hilfe!“ dabei gehabt haben soll?

Ribbeck fingert sein Papier hin und her. Sagt „Ich bin gescheitert.“ Legt den Zettel weg. Reagiert wieder auf Fragen und Stichworte. Ob die Mannschaft keinen Charakter gehabt habe, ob er im Stich gelassen worden sei: „Dazu möchte ich nichts sagen“, kommt es viel sagend. DFB-Offizielle dementieren, dass Christoph Daum bereits am Montag zu Nachfolge-Verhandlungen in Vaalsbroek gewesen sei. Daum sei „in anderer Mission“ da gewesen, heißt es. Ribbeck, der erleben muss, wie die DFB-Führung hinter seinem Rücken schachert, schweigt. Er verlässt Rotterdam als Teamchef.

Gestern Mittag in Vaals spinxte er wieder auf einen Zettel und fand die richtigen Worte. Das Spiel? „In höchstem Maße peinlich.“ Wirkung: „Wir haben uns blamiert.“ Die Spieler: „Solche und solche“ seien im Team gewesen. Manche lerne man „erst richtig kennen, wenn man länger mit ihnen zusammen“ sei. Einige hätten „charakterliche Defizite im außerfußballerischen Bereich“. Namen: keine. Bis auf einen: den von Erich Ribbeck – als früheren Teamchef: Er „wolle die Konsequenzen ziehen“ und „den Weg frei machen“. Also: „Ich trete zurück.“

Ob er das schon in Rotterdam vorlesen wollte und nur auf die falsche Zettelseite geguckt hat, bleibt ungewiss. Nicht dagegen, dass Totenredner Mayer-Vorfelder für „die treue Pflichterfüllung“ dankte, und zwar „im Namen aller hauptamtlich Beschäftigten beim DFB“. Damit hatte er die Spieler elegant ausgeklammert. MÜLL