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Kein Asyl fürs Rote Kreuz

Der finanziell schwer angeschlagene Wohlfahrtsverband streicht im Flüchtlingsbereich zwei Drittel der Jobs. Der Markt ist erheblich geschrumpft, weil immer weniger Flüchtlinge nach Berlin kommen

von JULIA NAUMANN

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) wird zukünftig wesentlich weniger Beratungs- und Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge und Asylbewerber anbieten. Der finanziell schwer angeschlagene Landesverband streicht bis zum Jahresende 295 Stellen. Im Flüchtlingsbereich sollen von 130 MitarbeiterInnen 79 gehen. Seit 1997 hat der Wohlfahrtsverband 161 Millionen Mark Schulden erwirtschaftet.

„Ein Grund dafür ist, dass immer weniger Asylbewerber und Flüchtlinge nach Berlin kommen und der Bedarf deshalb sinkt“, sagt DRK-Sprecherin Susanne Arabi. 1997 habe das DRK durch die Betreuung von Flüchtlingen 40 Millionen Mark Umsatz gemacht. 1999 waren es nur noch 24 Millionen Mark. Mitte der 90er-Jahre hat das DRK 16 Heime betrieben, heute sind es lediglich 6 mit rund 1.000 Plätzen. „Wir haben wirtschaftliche Probleme, weil wir Heime schließen mussten“, lautet Arabis Begründung.

Das DRK plant, zwei Beratungsstellen dichtzumachen, unter anderem eine psychosoziale Einrichtung in Tiergarten in der Wilhelmshavener Straße. Diese koste im Jahr 500.000 Mark, hat Arabi ausgerechnet.

Auch das „Haus Magret“, in dem minderjährige unbegleitete Flüchtlinge betreut werden, soll geschlossen werden. Die Flüchtlingsorganisationen bedauern dies. „Im Haus Magret wurde qualitativ sehr gute Arbeit von kompententen Kollegen gemacht“, attestiert Walid Chahrour, der sich beim Flüchtlingsrat um junge Asylbewerber kümmert. Es gebe jedoch genügend andere Einrichtungen.

Ende Juni laufen – unabhängig von der DRK-Finanzkrise – die Verträge für zwei Wohnheime in der Bucholzer Straße und in der Blankenburger Straße in Pankow aus. Die DRK-Heime waren in die öffentliche Kritik geraten, weil dort die Flüchtlinge statt mit Bargeld mit Vollverpflegung versorgt wurden. Das Bezirksamt Spandau, das die Wohnheime in ganz Berlin koordiniert, hat die Verträge neu ausgeschrieben, und das DRK hat sich wieder beworben. Laut Arabi gebe es, wenn der Wohlfahrtsverband den Zuschlag tatsächlich bekäme, kein finanzielles Risiko. Sind die Heime nicht voll ausgelastet, bekommt das DRK dennoch alle Plätze erstattet.

Der Flüchtlingsrat, der das DRK wegen der Vollverpflegung im vergangenen Jahr immer wieder heftig attackiert hat, hofft aber, dass wieder ein Wohlfahrtsverband die Trägerschaft übernimmt. „Private Heimbetreiber sind im Schnitt nicht besser, weil sie noch mehr Profit machen wollen und schlechter qualifiziertes Personal haben“, sagt Sprecher Georg Classen. Würde eine private Organisation einsteigen, befürchtet er, dass rund 50 bis 100 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien obdachlos werden. Die nämlich hat das DRK kostenlos in den Heimen aufgenommen, obwohl die Ämter keinerlei Unterstützungen mehr zahlen. Damit sollen sie zur schnellen Ausreise gezwungen werden.

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