worte zum abschied
: „Ihr Weggang wird die Grünen schwächen“

Wolfgang Wieland, Fraktionsvorsitzender der Grünen: Für uns als Fraktion im Abgeordnetenhaus handelt es sich um einen großen Verlust. Wir haben keine zweite Renate Künast in der Schublade und können und wollen sie auch nicht klonen. Auf der anderen Seite ist der neue Job der wichtigere. Wir haben die Hoffnung, dass die hohen Erwartungen, die mit dem Antritt von Renate Künast als Bundessprecherin verbunden sind, wenigstens zur Hälfte in Erfüllung gehen.

Harald Wolf, Fraktionsvorsitzender der PDS: Renate Künast betreibt Politik ungefähr so, wie Edgar Davids Fussball spielt: bissig, kämpferisch, mit Anspruch auf Führung. Sie ist zu Recht die profilierteste grüne Landespolitikerin, und ihr Weggang wird die Berliner Grünen schwächen. Auch das Abgeordnetenhaus wird dadurch ein Stück langweiliger. Ob sie bundespolitisch Impulse setzen kann, wird davon abhängen, inwieweit sie sich von Übervater Fischer emanzipieren und dem Zwang zur Schönrednerei grüner Regierungspolitik widerstehen kann. Angesichts ihres eilfertigen Lobes für den so genannten Atomkompromiss sind da leider Zweifel angebracht.

Jörg Schönbohm (CDU), ehemaliger Innensenator von Berlin: Ich sehe keine Veranlassung, mich zu Frau Künast zu äußern.

Ehrhart Körting (SPD), ehemaliger Justizsenator: Mit Renate Künast habe ich gerne und für beide Seiten erfolgreich zusammengearbeitet. Insbesondere die Kooperation in der rot-grünen Koalition 1989 während der Wiedervereinigung habe ich als sehr produktiv empfunden. Ich finde es schön, dass Frau Künast jetzt in die Bundespolitik geht. Für die Berliner Politik ist das natürlich zu bedauern.

Klaus Landowsky, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus: Ein Glücksgriff für die grüne Bundespartei ist das nicht.

Klaus Uwe Benneter, stellvertretender SPD-Landesvorsitzender und rechtspolitischer Sprecher: Ich werde ihre Kampfeslust und ihre deutlichen Worte in der politischen Auseinandersetzung vermissen. Wie wir alle hat sie sich seit ihrer Studentenzeit an den realen Politik-Erfahrungen weiterentwickeln müssen. Ihr langer Marsch durch die Institutionen hat aber das Berliner Parlament geprägt und nicht umgekehrt! Bleibt zu hoffen, dass es noch mal zu einer gemeinsamen Koalition in Berlin reicht und Renate Künast dann dabei ist.

Andreas Gram, CDU-Abgeordneter und Vorsitzender des Verfassungsschutz-Ausschusses: In meiner Zeit als rechtspolitischer Sprecher der CDU habe ich Renate Künast als sehr streitbar, aber ausgesprochen sachkompetent und zuverlässig kennen gelernt. Häufig gab es harte Konfrontationen, die aber nie ins Persönliche abgeglitten sind. Menschlich hatten wir immer ein gutes Verhältnis. Das Schicksal der Grünen auf Bundesebene wird aber nicht von Personen entschieden werden: Im Moment hat die Partei einfach kein Thema mehr, die Karre ist ganz schön in den Dreck gefahren. Persönlich wünsche ich Renate Künast alles Gute, politisch nicht.

Andreas Schulze, Vorsitzender des grünen Landesverbandes Berlin: Gratuliere, Frau Bundesvorsitzende! Das war ja ein fulminanter Erfolg. Wenn du mit deiner Lust auf Veränderung und deinem Kampfgeist die Darstellung unserer Bundespartei verbessern kannst, profitieren wir Berliner Grünen sogar noch von deinem Wechsel in die Bundespolitik. Wenn du versprichst, in der neuen Funktion so zu bleiben, wie du bist, halten wir dir immer einen trockenen Weißwein kühl.    protokolliert von A. SPANNBAUER

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