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Geschichtslehrpfad um U-Boot-Bunker

■ Erste Schritte Richtung Geschichtslehrpfad um NS-U-Boot-Bunker Farge sind gemacht /Eine Ausstellung und eine Liste mit 4.000 verstorbenen Zwangsarbeitern wurden erstellt

Als Mensch in Rekum kann man eins nicht: „Am U-Boot Bunker vorbei, ohne den Koloss zur Kenntnis zu nehmen“, sagt Udo Jendroschek. Dort wo die „Vergangenheit nicht aufgearbeitet ist“, kam auch der Steuerberater nicht am Koloss vorbei. Trat in den Heimatverein ein und gründete dann (1998) den Verein mit dem programmatischen Titel „Dokumentations- und Gedenkstätte Geschichtslehrpfad Lagerstraße/U-Boot-Bunker Valentin“. Ein Projekt, das Jendroschek jetzt auf einer Podiumsdiskussion vorstellte und das nun richtig „Fahrt gewinnen“ soll.

Irgendwo zwischen ehrenamtlichen Führungen und nationaler Gedenkstätte veranschlagt der Verein inzwischen die Zukunft des Areals: Die Ruinen der Lager, die Lagerstraße, der Bunker, der Friedhof. Ein Geschichtslehrpfad soll die Stationen um das Mahnmal „Vernichtung durch Arbeit“ jetzt verbinden: Texte, Dokumente, Fotos, Videos. Erinnerungsarbeit für die Nachgeborenen, für Schulklassen, Erwachsene – in einer Zeit, die „bald ohne Zeitzeugen auskommen muss“. Der Geschichtspfad „unterscheidet uns von anderen Projekten: Das ist unsere Chance“, meint Jendroschek.

In den zwei Jahren Vereinsarbeit wurden Ideen in ein „Rohkonzept“ gepackt. Eine Ausstellung erarbeitet, die jetzt als Basis für die Dokumentation dienen soll. Ebenso eine Liste mit den Namen der vermutlich 4.000 toten Zwangsarbeiter. Ein Nutzungsvertrag mit der Bundeswehr für eine alte Bundeswehrbaracke steht kurz vor Abschluss: Hier soll im Sommer 2001 die Dauerausstellung einziehen und der Bunker für die Öffentlichkeit geöffnet werden – quasi der Grundstein zum Geschichtslehrpfad.

Alles weitere muss jetzt entwi-ckelt werden. Runde Tische wollen einberufen werden, um am Konzept zu feilen, neue MitgliederInnen gewonnen und dann die Finanzierung den PolitikerInnen abgerungen werden. „Wir verstehen uns nur als Anstoßgeber“, meint Jendroschek. Für wissenschaftliche und künstlerische Begleitung müssen Fachleute gewonnen werden. Außerdem Geld. Denn das Vorhaben des Vereins wird teuer. Wie teuer mag Jendroschek gar nicht sagen. „Das ist ein hochsensibles Thema – mit Zahlen muss man sich da zurückhalten.“

Klar ist erst mal nur, dass allein die Sanierung der Baracke rund 120.000 Mark kosten würde. Darüber spricht man bereits mit dem Sozialressort, das wohl Teile der Kosten übernehmen würde. Schwierig wird der weitere Weg um Geld und Unterstützung.

Die Erfahrung lehrt, dass heute „häufiger gefragt wird, ob wir das wirklich noch brauchen“, erklärte der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Hermann Kuhn. Ähnlich ging es Detlev Garbe, dem Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme: Obwohl das Interesse der Öffentlichkeit an der Gedenkstätte Neuengamme intensiver wurde, sei der Legitimationszwang wegen allgemein knapper Finanzmittel inzwischen enorm. Zwar ist der Kontakt zur Bremer Politik vorhanden – SPD-Politiker wie Hilde Adolf, Jens Böhrnsen, Karin Jöns und Konrad Kunick sitzen im Beirat des Vereins – „doch in die Köpfe des Parlaments müssen wir das noch reinkriegen“, meint Jendroschek. Eigentlich müsste es eine nationale Gedenkstätte werden, an der sich der Bund beteiligt, fordert Kuhn.

Auch der Verein plant eher groß: Einen Tag soll es dauern, bis der Besucher den Pfad abgeschritten hat. „Die wenigsten Besucher planen ganze Studientage ein, sondern nur ein paar Stunden wie für ein Museum,“ sagt dagegen Garbe warnend. Kein schlechter Hinweis für das Konzept, findet Jendroschek: „Wir müssen kleinere Teil-stücke zumindest anbieten.“

Auch an Detailfragen muss noch gefeilt werden: Wie mit dem Bunker umgehen, der zugleich ungeheuer abstoßend und merkwürdig faszinierend sein kann. Statt Technikbewunderung entstehen zu lassen, müsse es darum gehen, hier Gefühle zu empfinden und auszuhalten, erklärt Bremens wohl bekanntester Filmemacher Karl Fruchtmann.

Ausstellungen im Inneren des Bunkers seien schwierig und nicht unbedingt nötig: Der Koloss aus viereinhalb Meter dicken Betonwänden ist selbst Exponat, fand der Verein. Der Friedhofscharakter hafte dem noch an. „Die Brutalität des Objekts hat es in sich“, meint auch Intendant Klaus Pierwoß: „An den Mauern kann man sehen, wie mit den Menschen umgegangen wurde“. pipe

Infos: Udo Jendroschek  68 38 00, Rolf-Dieter von Bargen  68 32 20

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