: Feminismus populär
Junge Frauen interessieren sich nicht für Frauenpolitik und Feminismus? Falsch, sagt eine Allensbach-Umfrage
BERLIN taz ■ Die Frauenbewegung ist schon lange entschlafen, für Frauenpolitik interessiert sich eigentlich auch niemand mehr, und Feminismus, das ist insbesondere für junge Frauen ein Bäh-Wort? Falsch, alles völlig falsch, stellt nun das Allensbach-Institut fest.
Im Auftrag des Frauenminsteriums ließen die Forscher 2.113 Männer und Frauen nach dem Stellenwert befragen, den sie den so genannten Frauenthemen einräumen. Das überraschendste Ergebnis: Je jünger die Befragten, desto wichtiger sind ihnen frauenpolitische Anliegen. Anstatt bei dem Wort „Feminismus“ das kalte Grausen zu assoziieren, reagierte über die Hälfte der 16- bis 29-jährigen „spontan positiv“ darauf. Je älter die Befragten waren, desto weniger erfreut waren sie. Die Männer dagegen können sich quer durch alle Altersgruppen nicht für den Feminismus erwärmen: 25 Prozent der Jungmänner finden ihn attraktiv, von den über 60-Jährigen sind es 20 Prozent.
Dennoch schlägt sich der allgemeine Trend nieder, nicht mehr an der Veränderung der Gesellschaft arbeiten zu wollen, sondern vor allem das eigene Vorankommen im Auge zu haben: Auf Platz eins der wichtigen Themen steht die Gleichberechtigung bei Löhnen und Gehältern. 79 Prozent der befragten Frauen sahen hier Handlungsbedarf. Noch 1992 war dagegen die Gleichberechtigung in Partnerschaft und Ehe den Frauen am allerwichtigsten. Solche eher „privat“ wirkenden Themen wie auch die gerechte Aufteilung der Hausarbeit sind zwar vor allem den jüngeren Frauen wichtig, sie erwarten in dieser Hinsicht allerdings von der Politik nicht besonders viel: Während 64 Prozent die Arbeit im Haushalt gerne „partnerschaftlich teilen“ wollen, glauben nur 11 Prozent, dass „die Politik da etwas erreichen kann“. Bei anderen Themen, die ihnen ebenso wichtig sind, wie etwa eine eigenständige Rente für Frauen oder der steuerlichen Entlastung von Familien, trauen sie der Politik mehr zu.
Ein Eigentor schießen die Frauen allerdings nach wie vor: 68 Prozent sehen ihre Interessen in der Politik nicht gut vertreten, aber nur 45 Prozent schalten sich überhaupt mal in ein politisches Gespräch ein, bei den Männern sind es 71 Prozent. Kleiner Trost: Ende der 60er-Jahre redeten die Frauen noch weniger mit: Damals stand es 40 : 70 für die Männer. HEIDE OESTREICH
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