Kein Ort für Kampfhunde

Tierheim Lankwitz nimmt wegen Überfüllung keine Kampfhunde mehr auf und verweist stattdessen an die Innen- und Sozialverwaltung. Halter entledigen sich vermehrt in der Nacht ihrer Tiere

von BARBARA BOLLWAHN
DE PAEZ CASANOVA

In der Auseinandersetzung um den Umgang mit gefährlichen Hunderassen verhärten sich die Fronten. Gestern teilte das Tierheim Lankwitz dem Senat in einem offenen Brief mit, dass es ab sofort keine Kampfhunde mehr aufnimmt. Begründung: Die 75 Boxen für Fundhunde und 16 Boxen für die „amtliche Beobachtung“ seien voll. Betroffene Hunde sollten von nun an in Dienststellen des Senats gebracht werden.

Die Vermittlung der derzeit im Tierheim befindlichen „Kampfhunde“ ist nach Angaben des Geschäftsführers des Tierheims, Volker Wenk, nicht möglich. Der Grund: „Die Besitzer werden als Zuhälter und Dreckschweine beschimpft.“ Allein in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurden acht Kampfhunde ohne Steuermarke vom amtlichen Tierfang nach Lankwitz gebracht. Normal seien zwei bis drei pro Woche, so Wenk.

Der Verweis des Tierheims auf die Senatsdienststellen hat mit der jahrelangen Weigerung des Senats zu tun, sich an dem Neubau des Tierheimes in Hohenschönhausen zu beteiligen. „Die Tiere müssen nun sehen, wo sie bleiben“, so Wenk. „Die Leute sollten sie zu Innensenator Werthebach in den Garten oder zu Gesundheitssenatorin Schöttler ins Bett bringen.“ Beim amtlichen Tierfang – zuständig für Fundhunde – ist man ratlos. Derzeit werden „Alternativen in allen Richtungen“ geprüft. Der Sprecher der Gesundheitsverwaltung, Klaus-Peter Florian, erklärte, dass man nach Schaltung eines Bürgertelefons keine Signale habe, „dass sich massenhaft Halter von ihren Kampfhunden trennen wollen“. Deshalb sei man über die Haltung des Tierheimes „befremdet“. Die Gesundheitsverwaltung werde aber „Vorsorge treffen“.

Der Leiter des Kreuzberger Veterinäramtes, Jürgen Bach, geht jedoch von einer verstärkten Abgabe aus. Gestern sei bei ihm eine Kampfhundbesitzerin gewesen, die auf der Straße mit Steinen beworfen wurde. Bach rät indes zur Ruhe: „Wenn man sich an den Leinen- und Maulkorbzwang hält, dann passiert erst mal nichts.“ Der Verhaltensforscher Heiner Klös vom Zoo favorisiert die Hamburger Lösung, die eine Einschläferung der Hunde vorsieht. Eine von Innensenator Werthebach angeregte Unterbringung von Kampfhunden im Zoo lehnt er entschieden ab. Während in Berlin am Mittwoch die neue Hundeverordnung mit Maulkorb- und Leinenzwang, Meldepflicht, Führungszeugnis und Unbedenklichkeitsbescheinigungen in Kraft trifft, hat gestern der Innenausschuss des Potsdamer Landtages Plänen zum Verbot gefährlicher Hunderassen zum 1. August zugestimmt.