: Soundcheck
Gehört: Buena Vista Social Club, Ibrahim Ferrer, Ruben Gonzales, Omar Portuondo, Juan de Marcos, Afro Cuban Allstars. Wir schreiben jetzt nichts davon, dass sich mit dem Auftritt der kubanischen Allstars auch die Sonne über Hambburg zeigte. Das tun schon andere. Auch nicht, dass die eigentliche Party vor den Eingangsportalen zur Stadtpark-Bühne stattfand. Dort hatte sich manch einer, der keine 60 Mark Eintritt berappen wollte, eine Picknick-Decke ausgerollt, um seinen Rotwein wahlweise aus Plastikbechern oder gleich aus der Mezzo-Mix-Pulle zu bechern.
Überhaupt war Rotwein – und eine damit verbundene arg demonstrative Lebensart – allgegenwärtig hinter den hohen Pinkelhecken. Gelegentlich gönnte man sich auch einmal ein kubanisches Bierchen oder eine Havanna. Denn Kuba – oder vielmehr eine TUI-gesponserte Vorstellung davon – sollte am Freitagabbend gehuldigt werden. Dazu wurde jeder Hüftschwung von Omara Portuondo (im chicen Hausfrauenkostüm) und jeder Ausfallschritt von Ibrahim Ferrer (mit Taxifahrerkappe) ausführlich beklatscht.
Letztgenannter weigerte sich auch hartnäckig, in der Sprache des imperialistischen Feindes zu sprechen oder verstümmelte sein Englisch immerhin so sehr, dass man von seinem Radebrechen kein Wort verstehen konnte. Auch nicht, dass nach dem Buena Vista Social Club noch die Afro Cuban Allstars auftreten werden. So verließ denn ein Drittel der Zuschauer das Gelände vor dem Auftritt der etwas jüngeren und viel beweglicheren Kuba-Abziehbilder. Aber aus der Ferne klingt der charmante Tatterverein ja ohnehin am Schönsten. vom
Gehört: Slayer. Die Miss-achtung ihres aktuellen Schaffens hat sensible Naturen wie Rex Gildo oder Marianne Rosenberg bereits in Suizid oder Alkoholismus getrieben – Slayer hingegen, deren letzter Output Diabolus in musica am Freitag abend niemanden interessierte, war des Publikums Nostalgie recht und billig. Also ward dessen Wunschliste abgearbeitet: Nur drei Stücke von den letzten beiden Platten, dafür massig alte Klassiker, bevorzugt aus Show no mercy- (1983) oder Reign in Blood-Tagen (1986), als die im Docks vorherrschende Langhaar-Frisur noch dichter und zeitgemäß war. Und so wurde das 2000er Best of dank des kalifornischen Pragmatismus zur geglückten Symbiose aus spielfreudiger Band und beglückten, für Hamburger Verhältnissse gar euphorischen Fans.
Die – klischeekompatibel im Durchschnitt über 30 Jahre alt – erwiesen sich kli-scheeinkompatibel als ausgesprochen angenehm und erfreuten das geplagte Thekenpesonal mit Geduld und Trinkgeld. Zum allgemeinen Wohlbefinden mag die Abwesenheit hippen und hoppenden Jungvolks ebenso beigetragen haben wie der Umstand, dass Slayer trotz kryptischer bis offensiv IQ-freier Texte als vergleichsweise perfektionistische Band gelten: Ein ausgiebiger Soundcheck sorgte dafür, dass die Trademark der Band – das abwechslungsreiche, technisch brillante Drumming – aufs Wohlklingendste zu Gehör kam. Und so ging nach gut eineinhalb Stunden mit „South of Heaven“ und „Angel of Death“ ein Abend zu Ende, der selbst die horrenden 55 Mark Eintritt wert war.
Draußen dann ortsbedingt „North of Heaven“ bei 10 Grad – ein passender Rahmen zum trendbedingten Wochenend-Ausgehtag: Und während die schlabberbehosten Vorstadtgymnasiasten schon mal die nötige Affektiertheit für den anstehenden Club-Besuch probten, wünschten sich einige Langhaarige die guten alten Achtziger zurück. ruf
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