: Hamburg angeleint
■ Senat ist zufrieden mit der Anlaufphase der neuen Hundeverordnung
Karin Roth macht am Wochenende gern ihren Kontrollgang. Die SPD-Sozialsenatorin wirft ihr gestrenges Auge umher und bemerkt befriedigt: „Ich habe am Wochenende keinen Hund unangeleint gesehen.“ Keinen? Fast keinen. Eine Frau habe die Leine im Körbchen mit sich herumgetragen, während ihr Jupiter/Fiffi bedrohlich ungebunden nebenher lief. Dafür gab es die Höchststrafe der Senatorin: „Wir haben uns dann über Blickontakt verständigt.“ Daraufhin habe die lässliche Frau flugs und scham-errötend ihre Leine rausgekramt und den Hund pflichtschuldigst an die Kandare genommen. Roths Schlussfolgerung: „Die Anlaufphase der Hundeverordnung ist gut gelungen.“
Fünf Tage ist die verschärfte Verordnung als Reaktion auf die tödlichen Kampfhundbisse von Wilhelmsburg in Kraft. Und von Anfangsschwierigkeiten will die Senatorin nichts gesehen haben. „Wir haben eine ordentliche Telefonpräsenz erreicht“, lobt Roth die Hotline, ein schriftlicher Leitfaden für HundebesitzerInnen sei daher vorerst nicht nötig. Allerdings räumt sie ein, dass „die Rechtsmaterie eine ungewöhnlich schwierige“ sei: Weil vor allem BesitzerInnen betroffen sind, die sich ihre Hunde vor Inkrafttreten der Verordnung zugelegt hätten, sei die juristische Lage kompliziert.
Meldungen über chaotische Szenen im Tierheim Süderstraße, wo hysterische Hundehalter und ihre Vierbeiner in den vergangenen Tagen abgewiesen werden mussten, weil man dem Andrang nicht mehr Herrchen werden konnte, hält Roth für übertrieben. Sie rät, „zur Sachlichkeit zurückzukehren“. Die Lage im Tierheim habe sich nämlich „normalisiert“, Tierhalter seien „nicht mehr ad hoc bemüht, ihre Hunde im Heim abzuliefern“. Es sei auch keineswegs so, dass jetzt verstärkt so genannte „gefährliche Hunde“, wie es die Verordnung ausdrückt, ausgesetzt werden.
Was der Senatorin aber am wichtigsten ist: „Die Hundebesitzer sind sich durch die Debatte ihrer Verantwortung stärker bewusst.“ Man wolle zwar nicht die Hunde aus der Stadt vertreiben, aber: „Leine und Maulkorb prägen jetzt das Stadtbild.“ Peter Ahrens
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen