schnittplatz
: Diagnose: Quizauswurf

Die Angst geht um in der deutschen TV-Branche: Es trifft vor allem ältere Männer, die häufig bereits mehrere Jahre Fernseherfahrung haben. Nur wenige der tragischen Schicksale drangen bisher an die Öffentlichkeit, jetzt jedoch nimmt RTL kein Blatt mehr vor den Mund und klagt an: Es kann jeden treffen. Jeden über 55.

Hans Meiser, Talk-Pionier der ersten Stunde, ist das neueste Opfer. Die unübersehbaren Zeichen der furchtbaren Krankheit: erhöhter Drang zur öffentlichen Mitsprache, verhaltener Größenwahn – und: die Moderation einer Quiz-Sendung. „Einundzwanzig“ heißt Meisers neuer Auswurf, RTL zeigt ihn ab heute (20.15 Uhr) erst mal drei Tage hintereinander zur besten Sendezeit. „Das Duell deines Lebens“ verspricht der Moderator seinen Kandidaten, dabei ist er es doch selbst, der um Anerkennung, um Achtung und gegen die Resignation kämpft.

Experten haben Meisers Leiden einen Namen gegeben: das Frank-Elstner-Syndrom. Ähnlich wie einst das grauhaarige TV-Urgestein hat es Meiser vom Nachrichtenmann über den Talkmaster bis herunter zum Quizshowmoderator gebracht. Ähnlich wie Elstner sieht Meiser in der neuen Reihe eine Herausforderung. Sieht man einfach einmal für einen kurzen Moment davon ab, dass „Einundzwanzig“ – Parallelen zu Elstners „Jeopardy“ sind alles andere als zufällig – bereits 1956 in den USA anlief, scheint offensichtlich, dass sich die Krankheit bei Meiser bereits im fortgeschrittenen Stadium befindet.

Die weitere Entwicklung ist absehbar: Zwölf Folgen darf Meiser im Abendprogramm der Kölner moderieren, vielleicht gibt es sogar eine zweite Staffel. Dann aber eines Morgens das böse Erwachen, der Sturz, das Unglück: Die Quoten sinken, RTL will die Sendung „modernisieren“. Dann aber doch lieber gleich absetzen. Sie passt nicht mehr ins Sendeschema. Meiser am Ende. Drei Monate später darf die Sendung bei tm3 weiterlaufen, allerdings ohne Meiser, der sich daraufhin ganz seiner Produktionsfirma widmen wird. Ein bitteres Ende.

PEER SCHADER