: Das American Indian Movement
Das Vordringen der Eisenbahn besiegelte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Schicksal der Ureinwohner Nordamerikas. Zwischen 1830 und 1883 wurden 75 Millionen Büffel abgeschlachtet – und damit die Lebensgrundlage der indianischen Stämme. 1870 waren nur noch 27.000 Ureinwohner übrig.
Heute leben etwa anderthalb Millionen Indianer in Städten und Reservaten. Einige von ihnen haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten erfolgreich auf Rückgabe ihres Landes geklagt, einige durch die Einrichtung von Spielcasinos einen Ausweg aus der finanziellen Misere der Reservate gefunden. Das Pine-Ridge-Reservat gehört nicht dazu, es ist der ärmste Fleck in den gesamten USA.
Im Juli 1968 gegründet, war das American Indian Movement (AIM) zunächst eine Protestbewegung städtischer Indianer gegen ihre Diskriminierung und den verbreiteten Rassismus, der den amerikanischen Ureinwohnern entgegenschlug.
Im November 1969 machte AIM mit der Besetzung der kalifornischen Gefängnisinsel Alcatraz erstmals Schlagzeilen. 1972, bei einer Sternfahrt aus Protest gegen mehr als dreihundert seit dem 19. Jahrhundert gebrochene Verträge (dem „Trail of Broken Treaties“) zwischen den Ureinwohnern und den USA, okkupierten und zerstörten sie den Sitz des „Bureau of Indian Affairs“ (BIA) in der US-Hauptstadt Washington.
1973 wurde das Dörfchen Wounded Knee im Pine-Ridge-Reservat – Schauplatz des legendären Massakers von 1890, bei dem mehr als zweihundert Indianer getötet worden waren – 71 Tage lang besetzt. Dies geschah aus Protest gegen Polizeiwillkür und korrupte Praktiken des BIA, das die Hilfsgelder aus Washington in den Reservaten verteilt.
Die Prozesse wegen der Besetzung endeten mit Freisprüchen für die beteiligten Indianer und harscher Kritik des Richters am BIA und dem FBI. Es habe immer wieder Beweise und Zeugen manipuliert.
Nach dieser Schlappe galt das American Indian Movement in den Augen des FBI als gefährliche, ja subversive Organisation. Es wurde von Informanten des FBI unterwandert, denen es immer wieder gelang, Misstrauen in den AIM-Führungszirkeln zu säen und die Bewegung damit zu schwächen. Außerdem wurde jede Gelegenheit genutzt, weitere Strafverfahren gegen AIM-Anführer einzuleiten.
Zum Weiterlesen: Leonard Peltier, Mein Leben ist mein Sonnentanz, Zweitausendeins-Verlag, Frankfurt am Main 1999, 298 Seiten, 29,80 Mark. Gefängnisaufzeichnungen Leonard Peltiers, der seine Lebensgeschichte erzählt. – Peter Matthiessen, In the Spirit of Crazy Horse, Penguin Books, 1992, 600 Seiten, 17,95 US-Dollar. Untertitel: „Die Geschichte von Leonard Peltier und dem Krieg des FBI gegen das American Indian Movement“. Matthiessens Werk darf gepriesen werden, denn es bietet die gründlichste Auseinandersetzung mit dem Fall und der gesamten Geschichte der Lakota-Indianer. Der Verlag musste bis zum Obersten Bundesgericht der USA gehen, um ein Verbot des Buches zu verhindern.
Das Leonard-Peltier-Unterstützungskomitee (LPDC) organisiert auf vielfältige Weise die Solidarität mit dem Inhaftierten. LPDC P.O.Box 583 USA-Lawrence, Kansas, 66044 Fax: 001-7 85-8 42 57 96, E-Mail: lpdc@idir.net. Die Website des LPDC bietet Hintergrundmaterial und aktuelle Nachrichten zum Fall Peltier: www.freepeltier.org. Die FBI-Website zum Fall Peltier: www.fbi.gov/contact/fo/minn/peltier.htm, außerdem: www.noparolepeltier.com
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