: Florale Meisterwerke ...
■ Einrichten will gelernt sein, snobbige Gartenpartys auch / Den wirklich allerneusten und allerüberflüssigsten Schnickschnack bieten jetzt die „Cottage Days“ im Jürgenshof
Sie wissen nicht, wohin mit Ihrem Geld? Ihr Wohnzimmer bedarf seit längerem einer Komplett-Renovierung? Und – unter dem Fenster Ihres Gartenhäuschens stehend, grinst Ihnen täglich der 1977 erworbene Gartenzwerg entgegen? Ganz klar – Ihnen fehlt's an Inspirationen fürs Eigenheim. Also nichts wie hin zum Jürgenshof. Dort finden an diesem Wochenende zum ersten Mal die Bremer „Cottage Days“ statt.
Denn auf der Freiluftveranstaltung bieten über 100 nationale und internationale Aussteller Edles und Anspruchsvolles rund ums Thema Wohnung und Garten an. Und dabei muss man ganz schön laufen – fast drei Fußballfeldflächen haben die Life-Style-Experten locker vollgestellt. Vom Luxusgrill bis zum handgefertigten Kamin, vom reetdachgedecken Fachwerk-Vogelhaus bis zu Jaguar-Karossen – die Cottage-Days lassen die Herzen Luxusverfallener höher schlagen.
So hat denn das alt ehrwürdige Gartenhäuschen ausgedient. Wer etwas von sich hält, empfängt die Gäste seiner nächsten Sommerparty heutzutage in einem finnischen Grillhäuschen („Kota“ – 16.000 Mark), ganz skandinavisch rustikal: auf Rentierfellen sitzend, Rentiersteaks und Lachsfilets speisend.
Snobs von Welt dürfen hier zwischen „edlen Wohnaccessoires und floralen Meisterwerken in herrlich arrangierten, weißen Pagodenzelten einen Hauch Lebensart“ erfahren, jubelt der Pressetext.
Aber auch für diejenigen, die sich keinen ledernen Papierkorb für rund 800 Mark leisten können, lohnt sich der Besuch. Denn neben hölzernen Gartenmöbeln und blubbernden Whirlpool-Gartenhäuschen (31.000 Mark) findet man auch Werke nationaler und internationaler KünstlerInnen.
Beeindruckend: Die bis zu vier Meter hohen Holz-Bild-Skulpturen des Cloppenburger Grafikers Rainer Blum oder die Lichtskulpturen der israelischen Künstlerin Aylala Serfaty (ausgestellt im Pavillon der Design Galerie Bremen). „Die Veranstaltung ist etwas fürs Auge“, findet das Ehepaar Plugge aus Bremen. Besonders gefällt ihnen „das Ambiente und die ruhige Atmosphäre“. Den Kindern dürfte ganz was anderes gefallen: Ein Streichelzoo gleich nebenan mit Shettlandponys und Ziegen lockt doch mehr als der Finnengrill.
15.000 Besucher wollen die Veranstalter mit dem Programm zum Jürgenshof locken. Aber: Wie immer in Bremen – „hängt das ganz vom Wetter ab“, so Messeleiter Jürgen Blunck. Damit für die Besucher die geplante Landpartie nicht zur Rutschpartie wird, wurden vorsorglich auf dem gesamten Gelände Wege aus Holzschredder angelegt. Die Aussteller reagieren beim Gedanken an Regen gelassen. „Dann tausche ich mein Sakko eben gegen meinen Regenmantel“, erklärt William Desing, der hier englische Accessoirs für Haus und Garten ausstellt.
Aber auch bei Regen fahren Kutsche und Bimmelbahn vom Parkplatz am Osterdeich Richtung Jürgenshof. Da merkt man den Regen gar nicht.
Silke Katenkamp
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