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Nazis um die Ecke gebracht

160 Rechte treten in Altona auf. Sitzblockade verhindert NPD-Marsch über die Palmaille. Polizei kesselt 80 Nazi-GegnerInnen ein  ■ Von Andreas Speit

Ausnahmezustand in Altona: Unter dem Motto „Gegen Anarcho-Banden und gewaltätige Links-Faschisten“ marschierte die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) am Sonnabend im Stadtteil auf. Doch trotz enormen Polizeischutzes verhinderten GegendemonstrantInnen, dass der Nazi-Auftritt wie geplant verlief: Die Rechten musten ihren Marschweg ändern.

Angeführt von dem Hamburger NPD-Landesvorsitzenden Ulrich Harder trafen sich um 12 Uhr etwa 150 Neonazis am Altonaer Rathaus. Kaum waren jedoch die NPD-Fahnen und Transparente des Hamburger Sturms ausgepackt, zog die Polizei einen Kreis um die Teilnehmer. Obwohl 2300 Beamten den Versammlungsort weiträumig abgesperrt hatten und gegen GegendemonstrantInnen äußerst rabiat vorgingen, schafften es 400 Nazi-GegnerInnen, auf die Palmaille zu kommen, die die Kundgebung mit „Nazis raus“ und Pfiffen begleiteten.

„Wir lassen uns aus Altona nicht vertreiben“, drohte Harder und wetterte gegen die „linken Lumpen“, die am 1. Juli ihre Kameraden in einem „Mord-und Vernichtungsrausch“ angriffen: Vor einer Woche hatten GegnerInnen der Rechten einen Info-Stand der NPD in Altona zerstört. Auch der extra angereiste NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt verkündete: „Wir sind wieder da.“ Der Hamburger Neonazi-Führer Christian Worch, den Harder als Chef der Freien Natioanlisten Hamburgs vorstellte, beklagte das „Zusammenspiel von Links-Faschisten und politischen Machthabern“ in der Stadt und forderte ihr „Recht auf die Straße“.

Dies verwehrten den Neonazis aber an die 400 GegendemonstrantInnen, die sich ihnen auf der Palmaille entgegenstellten, als sie Richtung Fischmarkt losmarschieren wollten. Nach dreimaliger vergeblicher Aufforderung an die Nazi-GegnerInnen, die Straße zu räumen, setzte die Polizei Wasserwerfer ein, um die Blockade aufzubrechen. Ohne Erfolg, die Menschen wichen nicht oder stellten sich den Einsatzkräfte erneut entgegen.

„Es war eine schwierige Lage“ erklärte Polizeisprecher Reinhard Fallak, „weil der ganze Stadteil gegen die Demo war“. Per Auflage wies deshalb die Polizei den Neonazis eine kürzeren Marschweg zu. Von der Palmaille ging es um die Ecke Max-Brauer-Allee über die Alte Königstraße direkt zum S-Bahnhof Königstraße. Aber auch hier stießen sie auf Widerstand. Nur mit Gewalt konnten die Einsatzkräfte die Straßen räumen und die Neonazis schützen. Obst und Steine flogen beim Betreten des S-Bahnhofs, wo für die Neonazis ein Zug bereitgestellt war.

Die Polizei hatte schon am Vormittag massiv gegen Nazi-GegnerInnen eingegriffen. Schon bevor die Nazis überhaupt aufmarschiert waren, hatte sie an der Ecke Max-Brauer-Allee/Ehrenbergstraße 70 GegendemonstrantInnen zunächst eingekesselt und dann festgenommen.

Obwohl die Nazis aufgrund der Proteste ihren Marschplan ändern mussten, will Harder von einer „Niederlage“ nicht sprechen. Er kündigte an, daß sie gegen die polizeiliche Anweisung juristische Schritte einleiten wollen.

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